Frank A. Reinhardt, Designexperte, stellte nach den Gewinnern die Selection-Gewinner vor, die wir in der nächsten Ausgabe präsentieren.
In der letzten Ausgabe hatten wir ja schon über die Preisverleihung berichtet. Nun hat Frank A. Reinhardt, Designexperte von Far Consulting, die Gewinneröfen unter die Lupe genommen und kommentiert deren Besonderheit und warum die Jury sich dafür entschieden hat.
Julian Stern – Einbau-Kamin wird zum Blickfang einer Möbelwand
Dieser Kamin ist nicht nur von zwei Seiten einsehbar, sondern auch integraler Bestandteil einer Möbelwand – individuell eingepasst und farblich abgestimmt. Die Technik verschwindet hinter dem Einbau, sodass eine Möbelwand mit vielen Funktionen entsteht.
Der Eckkamin von Brunner scheint förmlich zu schweben: Passgenau und in einer Linie mit den vorspringenden Sideboards, dabei doch selbstbewusst in eigenständigem Winkel hervortretend ist der Ofen in die Möbelwand integriert, die viel Stauraum und den Fernseher aufnimmt. Die komplette Wand ist in einem trendigen Lindgrün gehalten und erzeugt zusammen mit den schwarzen Funktions-Elementen ein harmonisches Erscheinungsbild. Auch die Fortführung des Designs über den gesamten Einrichtungsstil und die Wandgestaltung des Raums unterstützt den ganzheitlichen Eindruck.
Das Urteil der Jury: Das individuell hergestellte Möbel ist das Ergebnis einer planerischen Meisterleistung zweier Gewerke. Die Technik des Ofenbaus verschwindet im Möbel selbst und wird ganz unwichtig. Der minimalistische Entwurf offenbart seine Komplexität erst auf den zweiten Blick. So stehen die Funktion und das Interior Design im Vordergrund: eine Bereicherung für die Wohnqualität.
Kamin- und Möbelwand als schicke und funktionale Einheit.«
Tobias Weber – Kunststück wider die Natur des Feuers: Wohnwand mit integrierter offener Feuerstelle
Handwerkskunst trifft Feuerromantik: Eine raumhohe, geschreinerte Wohnwand dominiert den offenen Wohnraum. Im Zentrum fasziniert eine offene Feuerstätte, eingebettet in edles Holz, Stein und Stahl. Der perfekte Materialmix und versteckte Technik schaffen zeitlose Eleganz.
In einem avantgardistischen Architektenhaus dominiert eine geschreinerte Wohnwand den großzügigen Wohnraum und wird zusätzlich von einer Treppe eingefasst. Die raumhohe Komposition aus edlen Materialien erstreckt sich majestätisch über die gesamte Wandbreite und vereint handwerkliche Präzision mit zeitgenössischem Design.
Das Herzstück dieser außergewöhnlichen Wohnwand bildet eine elegant integrierte, offene Feuerstätte. Wie ein lebendiges Gemälde ist das Feuer in einem präzise eingearbeiteten, rechteckigen Band aus Stahl positioniert. Die Flammen tanzen vor diesem dunklen, hitzebeständigen Hintergrund und schaffen einen dramatischen Kontrast zum darüber schwebenden Möbel. Das Tunnelfeuer ist in einem durchgehenden Bodensockel integriert. Die technischen Komponenten des Kamins sind unsichtbar in die Konstruktion integriert, sodass nichts von der minimalistischen Ästhetik ablenkt.
Die Wohnwand selbst ist ein Spiel aus unterschiedlichen Tiefen und Ebenen. Filigrane Regalsysteme wechseln sich ab mit geschlossenen Elementen in Voll-Holz. Die skulpturale Wirkung wird durch scheinbar wahllos integrierte Öffnungen betont.
Das Urteil der Jury: Diese Wohnwand ist mehr als ein Möbelstück – sie ist eine architektonische Installation, die Funktionalität, Handwerkskunst und emotionale Wärme vereint. Bei Tag besticht sie durch ihre präzise Formgebung, während sie am Abend, wenn die Flammen lodern, zum atmosphärischen Zentrum des Raumes wird.
Die technischen Komponenten des Kamins sind unsichtbar in die Konstruktion integriert.«
Andreas Pöhl – Wärmequelle, Kochstelle und Möbelstück in einem
Ausgangsbasis für die Dreifachnutzung eines individuell erstellten Ofens ist seine Modularität. Wie in einem Spiel werden die einzelnen Blöcke miteinander kombiniert und verbunden. Die geschmackvolle Farb- und Materialwahl macht den Kamin zu einem Raumobjekt mit Kunst- und Mehrwert.
TeTris ist eine individuelle Einzelfeuerstätte, die Funktionalität, Ästhetik und Handwerkskunst miteinander stilvoll verknüpft. Inspiriert von der geometrischen Struktur des ikonischen puzzleartigen Computerspiels „Tetris“ verbindet der Entwurf klare Linien mit modernen Designansätzen und bietet eine zeitgemäße Interpretation klassischer Ofenbaukunst. Der Aufbau des Speicherofens ist modulartig; präzise kombinierte Elemente bilden ein geometrisches Wärmestück.
Den Bauherren war es wichtig, den Ofen dreifach zu nutzen: TeTris ist ein stilvolles Möbelstück, das den offen gestalteten Wohnküchenbereich elegant in zwei behagliche Zonen unterteilt und so zum Mittelpunkt einer harmonischen Raumaufteilung wird. Zudem sind zwei separate Feuerstellen in einem einzigen Objekt integriert, die sowohl effizientes Heizen als auch Kochen ermöglichen sollen. TeTris beherbergt eine typische Holzfeuerstätte, die aber nicht nur Wärme spendet, sondern auch als Kochfläche dient. Für die Herdoberfläche wurde geschwärzter Rohstahl gewählt, der eine markante, industrielle Ästhetik mit einer hohen Wärmeleitfähigkeit verbindet. Die Oberfläche des in mehrschaliger Bauweise ausgeführten Speicherofens besteht aus handgeformten, konkaven 3D-Feuerbetonelementen, die sowohl durch ihre optische Wirkung als auch durch ihre hohe Widerstandsfähigkeit und Wärmeeffizienz überzeugen sollen.
Das Urteil der Jury: Einfach nur schön – Stil, hochwertiges Interior Design und innovatives Ofenhandwerk sind die Erfolgskomponenten des modular aufgebauten Speicherofens TeTris. Die harmonische Integration des Ofens in das bestehende Interior Design ist mehr als gelungen – der Ofen spiegelt die Wohnqualität, ohne laut und aufdringlich zu sein.
Den Bauherren war es wichtig, den Ofen dreifach zu nutzen.«
Der moderne Speicherofen mit grünen 3D-Fliesen, Glasfront und Holzregal verbindet Eleganz und Funktionalität. Er trennt Wohnbereiche, integriert geschickt den Schornstein und ergänzt den Raum mit einer frei auskragenden Holzbank.
Der Speicherofen in diesem Wohnraum ist modern und stilvoll gestaltet. Er besitzt eine rechteckige Form mit einer Verkleidung aus glänzenden, dunkelgrünen, vertikal angeordneten 3D-Fliesen (Kaufmann), die dem Raum Eleganz verleihen. Die Front des Ofens verfügt über eine großzügige Glasfläche, die den Blick auf das Feuer freigibt und eine warme, gemütliche Atmosphäre schafft. Ein integriertes Regal, in dem sowohl Holzscheite als auch andere Gegenstände aufbewahrt werden können, schafft zusätzlichen Stauraum. Der schwarze Sockel und das Rauchrohr setzen klare Akzente und unterstreichen das minimalistische Design. Insgesamt kombiniert der Wohnraum skandinavische Schlichtheit und regionale Designtradition mit modernen Gestaltungselementen, wobei die Feuerstätte als zentrales Design-Element hervorsticht.
Der Ofen fungiert als elegante Verbindung und Raumtrennung zwischen Küche, Essbereich und Wohnzimmer. Verdeckte Revisionsöffnungen ermöglichen einen einfachen Zugang zur Schornsteintür und den keramischen Heizgaszügen. Der Schornstein ist geschickt in die Ofenverkleidung integriert. Auf der Rückseite des Ofens erhebt sich eine frei auskragende Holzbank, die den Raum sowohl funktional als auch ästhetisch um einen Lieblingsplatz bereichert.
Das Urteil der Jury: Der Speicherofen von Otto Gschwend erinnert an traditionelle Kachelöfen, insbesondere durch die grüne Farbe der 3D-Fliesen, setzt aber im großzügigen Wohnbereich ein deutliches, modernes Statement. Das minimalistische Design und die schlichte Funktionalität machen den Ofen zu einem integralen Teil des Interior Design des Hauses.
Der Schornstein wurde gechickt in die Ofenverkleidung integriert.«
Tobias Rutz: Wabi-Sabi – eine Ofen-geschichte mit Spuren
Ein individuell gefertigter Ofen kann oft eine Geschichte erzählen. Traditionelles Handwerk und eine traditionelle Lebensphilosophie ergänzen sich ideal. Entstanden ist eine zweiteilige Anlage mit Kachelofen und Kochherd.
Dieses Ofenunikat wurde für weit gereiste Kunden entworfen, welche sich aufgrund ihres beruflichen und privaten Werdegangs (Teehandel) eng mit der japanischen Kultur auseinandersetzen. Die Wertschätzung für die Natur und das Ziel, in Harmonie mit ihr zu leben, ist ein zentraler Aspekt der japanischen Ästhetik-Konzepts Wabi-Sabi. Die japanische Kultur betont traditionell die Verbundenheit mit der natürlichen Welt, und Wabi-Sabi verkörpert dieses Prinzip durch seine Präferenz für Materialien, Farben und Formen, die die Natürlichkeit und Unregelmäßigkeiten der Natur widerspiegeln. In der Kunst und im Handwerk hat Wabi-Sabi einen großen Einfluss, insbesondere in Bereichen wie Keramik, Architektur, Gartenkunst und der Teezeremonie. Kunstwerke und Objekte, die Wabi-Sabi verkörpern, sind oft handgefertigt, zeigen Spuren der Handarbeit und betonen natürliche Materialien und Texturen. Diese Objekte sollen auch eine tiefere Bedeutung tragen und eine persönliche Geschichte haben. Wabi-Sabi fördert Werte wie Gelassenheit, innere Ruhe und eine tiefe Wertschätzung für das, was man hat. Indem es die Schönheit in der Unvollkommenheit anerkennt, ermutigt es zu einer Lebenshaltung, die Stress und die ständige Suche nach Perfektion reduziert – ein Gegenmittel also gegen das hektische, moderne Leben, indem es zu einer bewussteren, achtsameren Lebensweise anregt.
Die Ofenanlage wurde als zentrales Element im Wohnhaus integriert, Kachelofen und Kochherd bilden mit der Wand eine Einheit. Die Feuerstätte übernimmt die Funktion des Wärmespenders und der Kochstelle. So bildet der Küchenblock mit integrierter Gaskochstelle und Dunstabzug (inkl. integrierter Zuluft-Lösung) gleichzeitig auch die Rückwand des Kachelofens. Der Kachelofen kann als Nachheizfläche des Holzkochherdes genutzt werden, um eine Rundumabgabe der Strahlungswärme zu erreichen. Die schlichte Koch-Werkbank ist aus roh belassenem (geölten), warmgewalztem Rohstahl gefertigt. Der in die Wand führende wohnzimmerseitige Kachelofen wurde aus handgefertigten Ofenkacheln erstellt - jede Kachel ist dadurch anders und lässt den Betrachter immer wieder Neues entdecken. Das natürliche Muster in der Profilierung der lederharten Kacheln entstand durch den Herstellungsprozess mit einer über 100-jährigen, handgefeilten Bodenwalze aus Bronze, die einzigartigen Spuren auf den Kacheln hinterlässt.
Die transparente Anthrazitglasur auf einheimischem, weiß engobiertem roten Ton lässt das Farbspiel je nach Tageslicht anders zur Geltung kommen. Wichtig für das Team rund um den Ofenbauer Tobias Rutz war es, traditionelle Kacheln mit Stumpf, auch Rumpf genannt, und umlaufenden Ecken herzustellen. „Ein ‚gefliester‘ Ofen mit Fugen in den Ecken hätte nicht dieselbe Ausstrahlungskraft und Ruhe ausgelöst“, so Tobias Rutz aus dem schweizerischen Dietfurt. Ruhend auf massiven Kufen aus Schwarzblech ist der Ofen Möbel und architektonischer Teil des Hauses zugleich. Die beiden Feuerstellen wurden in massiver Bauweise erstellt, speichern die Wärme über längere Zeit und geben diese als angenehme Strahlungswärme ab.
Das Urteil der Jury: Die Gestaltung moderner Kachelöfen und Kaminanlagen ist eine Aufgabe, die so individuell ist wie die Menschen, für die sie gebaut werden. Das trifft besonders auf diese kombinierte Anlage mit Kachelofen und Kochherd zu. Tobias Rutz hat seinen Bauherren genau zugehört und wird dabei nicht nur zum Designer, zum detailverliebten Ofenbauer und innovativen Techniker, sondern auch zu einem Erzähler, der mit seinem Entwurf eine eigene Geschichte schreibt.
Kachelofen und Herd bilden mit der Wand eine Einheit.«
Sonderpreis: Günther Seyrlehner –Monumentale Treppenskulptur mit integrierter Feuerstätte
Eine massive Beton- und Stahltreppe vereint Kunst und Funktion: Als skulpturales Zentrum eines Architektenhauses verbindet die frei stehende Konstruktion nicht nur Etagen, sondern integriert auch einen Kamin.
In einem avantgardistischen Architektenhaus dominiert eine massive, hängende Treppe aus Stahl den zentralen Wohnbereich. Dieses imposante Unikat aus zwei in Materialität und Farbe kontrastierenden Konstruktionen ist weit mehr als ein simples Verbindungselement zwischen den Etagen – es ist ein kraftvolles architektonisches Statement, das Funktion und Form auf beeindruckende Weise vereint. Die massive Erscheinung steht im spannenden Kontrast zu dem scheinbar schwebenden Block, der schwer und schwarz von der Raumdecke heruntergreift. Die ersten sieben Stufen aus Beton und der folgende Treppenabsatz aus Stahl scheinen dabei keinerlei Zusammenhalt zu bilden – lediglich ein durch den Spalt gerade noch zu erkennender, wenig verlässlich erscheinender Vierkant stellt eine stabilisierende Verbindung her. Die folgenden Stufen in die erste Etage werden im ersten Obergeschoss verankert. Doch der eigentliche Clou dieser außergewöhnlichen Treppe ist der integrierte Heizeinsatz im unteren Körper der Treppe. Er wurde an der Rückseite nahtlos in die untere Hälfte der Treppenkonstruktion eingebettet. Die massive Konstruktion dient nicht nur als Trägermaterial für die Stufen und den Ofen, sondern fungiert auch als effektiver Wärmespeicher. Die Wärme des Feuers wird aufgenommen und gleichmäßig in den Raum abgegeben, was für eine angenehme und nachhaltige Heizleistung sorgt.
Die offene Gestaltung der Treppenstufen erlaubt es der warmen Luft, frei zu zirkulieren und sich im gesamten Wohnbereich zu verteilen. Treppe und Feuerstätte werden zum zentralen Blickfang und Mittelpunkt des offenen Wohnkonzepts. Sie teilt den Raum auf subtile Weise, ohne ihn zu zerschneiden, und schafft verschiedene Funktionsbereiche, die dennoch miteinander verbunden bleiben.
Das Zusammenspiel von kühlem Stahl und warmem Feuer erzeugt eine faszinierende Dynamik im Raum. Bei Tageslicht dominiert die skulpturale Qualität der Stahlkonstruktion, während in den Abendstunden das flackernde Feuer eine gemütliche und einladende Atmosphäre im Raum schafft.
Das Urteil der Jury: Diese einzigartige Treppenkonstruktion ist ein Meisterwerk moderner Architektur und Ingenieurskunst. Sie vereint Funktionalität, ästhetische Innovation und Wohnkomfort zu einem beeindruckenden Gesamtkunstwerk, das die Grenzen zwischen Möbel, Heizung und architektonischem Element verwischt und neu definiert.
Präzises Handwerk trifft auf innovative Wärmetechnik«
Sonderpreis: Hendrik Kraus – Ofen ist Architekturelement, Wärmespender und Einrichtungsobjekt
Dieser Ofen spendet nicht nur Wärme für das Treppenhaus und benachbarte Räume, sondern fungiert selbst als ein minimalistisches Einrichtungsobjekt. Der Ofen wird zum integralen Bestandteil der Architektur mit einem Mehrwert für die BewohnerInnen.
Macht es Sinn ein Treppenhaus mit einem Ofen auszustatten? Kaum ein Raum in einem Haus ist so offen gestaltet und von Zugluft und verschiedenen Lufttemperaturen beeinträchtigt wie ein offenes Treppenhaus. Das geschossübergreifende Wärmekonzept ist hier architektonische und funktionale Lösung in einem: Wie eine Himmelsleiter winden sich die hölzernen Treppenstufen scheinbar um die Ofenkonstruktion herum nach oben. Im Obergeschoss wird der Ofen dabei durch eine Regallösung optisch fortgeführt. Durch diese geschossübergreifende Gestaltungslösung wird der Ofen zum verbindenden Element zwischen den Wohnebenen. Als Kontrast zum im Haus allgegenwärtigen Holz wurde Rohstahl gewählt. Durch die Kombination dieser beiden konträren Materialien und die beeindruckende Höhe der Gesamtgestaltung wirkt der Ofen wie ein skulpturales Objekt.
Das Urteil der Jury: Auf der Suche nach neuen Trends beim Ofenbau ist die Jury bei dem eingereichten Entwurf von Ofenbauer Hendrik Kraus aus Kolbermoor (D) fündig geworden. Der Ofen scheint integraler Bestandteil des Treppenhauses zu sein und wird sogar in Form eines Regals im 1. Stock fortgeführt. Die Nutzung eines Ofens in einem offenen Treppenhaus macht grundsätzlich Sinn, zumal dies eine neue, architektonische Variante ist, um der aktuellen Vorgabe zu entsprechen, den Schornstein möglichst in Firstnähe auszuführen.