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FV SHK Baden-Württemberg

SHKontakt wieder ein voller Erfolg

Nicht nur Landtagsabgeordnete der Grünen, von CDU, SPD und FDP hatten den Weg in das Neue Schloss in Stuttgart gefunden, sondern auch Parlamentarische Berater, Vertreter der Landesministerien, von Berufsorganisationen, Schwester- und Dachverbänden, von Herstellern und Großhandel, der Energiewirtschaft und aus dem Bildungsbereich.

Der Fachverband-Vorsitzende Joachim Butz nutzte dann auch die Gelegenheit, um in Richtung Politik auf die Gefahr hinzuweisen, dass die Bürger die Klimaschutzambitionen nicht mehr mittragen, wenn Maßnahmen nicht plausibel sind und rechtzeitig umfassend kommuniziert werden. „Es wundert uns schon sehr, dass vielfach mehr über uns gesprochen wird als mit uns“, kritisierte er. Denn, mit Ausnahme des Gasgipfels und zur Gasmangellage habe die Landespolitik in den letzten Monaten weitgehend auf Gespräche mit dem SHK-Handwerk verzichtet, noch offizielle Stellungnahmen ernsthaft berücksichtigt. Umso mehr hoffe man, bei SHKontakt neue Anknüpfungspunkte zu finden.

Aktuell sei dies vor allem in Bezug auf die Novelle des Klimaschutzgesetzes Baden-Württemberg vonnöten. Der Verband kritisiert hier insbesondere die Tatsache, dass die bisherigen Anforderungen für den Einsatz erneuerbarer Energien für Wärmenetze wegfallen sollen. Die geplanten Änderungen des Paragrafen 11 der Gemeindeordnung eröffneten Gemeinden neue Möglichkeiten, einen Anschluss- und Benutzungszwang für bestehende Gebäude an ein Wärmenetz zu beschließen. „Wenn ein Kunde in eine moderne Heizung mit erneuerbarer Energie investiert hat, darf ihn keine Gemeinde in Baden-Württemberg dazu zwingen, sich an ein Wärmenetz anzuschließen und schon gar nicht, wenn dieses zu 100 Prozent fossil betrieben wird“, warnte Butz.

Material und Preise

Der Fachverband-Vorsitzende machte deutlich, dass sich die Berufsorganisation dafür einsetzen werde, den Sanitär-Bereich zu beleben. Es dürfe nicht sein, dass barrierefreie alltagstaugliche Bäder gegen die Heizung ausgespielt werden. Angesichts der Schnelllebigkeit von Entscheidungen sei es den Unternehmen auch nicht anzuraten, allein auf den Heizungsmarkt zu setzen. Zumal in beiden Segmenten aktuell die größten Probleme die Materialverfügbarkeit und die Preissteigerungen seien. Scharf kritisierte der Vorsitzende das Gebaren diverser Vorlieferanten, die versuchten, das Preissteigerungsrisiko vollständig auf die Handwerksbetriebe zu verlagern. „Uns ist bewusst, dass die Lieferproblematik kurzfristig nicht vollständig aufgelöst werden kann. Allerdings fordern wir alle Marktbeteiligten aus Großhandel und Industrie auf, zumindest zu einer verlässlichen Preiskalkulation mit verbindlichen Bezugspreisen zum Bestellzeitpunkt zurückzukehren und Kommissionen dann zu liefern und abzurechnen, wenn die Lieferung komplett verfügbar ist.“

Fachkräfte und Berufsnachwuchs

Es gehe auch nicht an, dass – seitens der Politik und der Industrie – von eigenen Versäumnissen abgelenkt werde, indem man dem Handwerk Engpässe und fehlende Fachkräfte ankreide. „In Baden-Württemberg packen 50.000 Fachkräfte in unseren Gewerken an, so viel wie noch nie!“ Trotzdem sprach sich Butz für ein landespolitisches Konzept aus, um noch mehr junge Menschen für die Klimaberufe zu gewinnen. Dabei gehe es jedoch nicht allein um „Masse“, sondern mindestens genauso sehr um „Klasse“. Gleichzeitig müsste an der Ausstattung von Berufsschulen und Bildungsstätten angesetzt und die dort tätigen Lehrkräfte weiter qualifiziert werden.

Rademacher: Lösung muss global gefunden werden

Die zukünftigen Generationen hat im Anschluss auch Professor Dr. Dr. Franz-Josef Rademacher in den Mittelpunkt seiner provokanten Ausführungen gestellt. Der Impulsredner, der das Forschungsinstitut für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung in Ulm leitet, war wenige Tage zuvor von der Weltklimakonferenz in Ägypten (COP 27) zurückgekehrt.

Er machte deutlich, dass der Fokus in Sachen Klimaschutzpolitik auf die internationale Zusammenarbeit gerichtet werden müsse. Die Ideen in Deutschland seien „aus dem Blickwinkel eines der reichsten Länder der Welt“. Das Problem sei der Mensch und das Bevölkerungswachstum. Es lebten aktuell 8 Milliarden Menschen auf der Erde und man rechne damit, dass allein die afrikanische Bevölkerung sich bis zum Jahr 2050 verdoppeln werde. Damit steige der Energiehunger. Insbesondere arme Länder forderten eine nachholende Entwicklung, die man diesen letztlich auch nicht verwehren könne. „Wir können doch nicht das verbieten, was wir selbst getan haben, um Reichtum zu erlangen.“ Die europäische „Ideologik“ sei absurd, so Rademacher. Es sei klar, dass sich das 1,5- oder 2-Grad-Ziel nicht erreichen lasse, trotzdem laute das Mantra der Politik weiter, das sei das Ziel. „Was mich ärgert ist, wie viel Energie wir auf kleinteilige Lösungen verschwenden.“

Bei den erneuerbaren Energien sei das Problem die Volatilität. „Wird der Anteil größer, werden wir ein instabiles Netz bekommen.“ Auch die Hoffnung, den Großteil der Probleme mit Wasserstoff zu lösen, sei momentan gering. Das Problem seien die Elektrolyseure und deren Auslastung. Auch Biomasse sieht Radermacher nicht als Lösung: „Wir sind nicht in der komfortablen Situation, Holz verbrennen zu können und CO₂ freizusetzen.“

Als einzigen „Joker“ bezeichnete der Wissenschaftler die sogenannte Carbon Capture Technologie: „Wir müssen fossiles Material klimaneutral machen, also CO₂ abfangen“, erläuterte er. Dieses werde anschließend in alten Öl- oder Gaslagerstätten unterirdisch deponiert. Mit dieser „grün-fossilen“ Lösung befasse man sich Norwegen bereits seit Jahrzehnten.

„Uns wird etwas einfallen, wir sind eine Nation der Techniker“, zeigte sich Rademacher am Ende optimistisch. „Wir werden Energie-Wohlstand kreieren, wenn wir uns in Richtung green-fossil orientieren.“

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