Verständnis statt Anpassung: Was gute Zusammenarbeit wirklich braucht
Dabei geht es nicht darum, sich anzugleichen oder die eigenen Vorstellungen aufzugeben. Entscheidend ist, dass alle bereit sind, einander zuzuhören - und zu verstehen, warum die Dinge unterschiedlich gesehen werden. Petra Timm, Pressesprecherin des Personaldienstleisters Randstad, empfiehlt dafür eine Haltung, die selten geübt wird: „Teams profitieren am meisten, wenn sie nicht nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner suchen - sondern nach einem Arbeitsmodus, der Vielfalt sichtbar macht. Ein praktischer Tipp: Jede:r im Team erklärt einmal, was für ihn oder sie gute Zusammenarbeit bedeutet. Daraus entstehen oft erstaunlich konkrete Aha-Momente.“
Tatsächlich zeigen sich viele Konflikte nicht in harten Fronten, sondern in stiller Irritation. Wenn der Jüngere Feedback einfordert, das der Ältere für selbstverständlich hält. Wenn jemand große Sicherheitsbedürfnisse hat - während andere am liebsten spontan entscheiden. Solche Unterschiede werden schnell als Gegensätze wahrgenommen, obwohl sie sich eigentlich ergänzen könnten.
Arbeitsstile offenlegen - und Stärken erkennen
Ein Weg zu mehr Verständigung ist der offene Austausch über Arbeitsgewohnheiten, Kommunikationspräferenzen und individuelle Stärken. Wer weiß, dass der Kollege lieber am Morgen denkt und die Kollegin abends produktiv wird, kann Aufgaben anders abstimmen. Wer versteht, dass nicht jede Formulierung im Chat eine Bewertung ist, sondern einfach der Stil der Jüngeren, reagiert entspannter. Umgekehrt hilft es auch Jüngeren, die Bedeutung von Erfahrung, Kontextwissen und langjährig gewachsenen Netzwerken wertzuschätzen - ohne sich ausgebremst zu fühlen.Hilfreich ist außerdem, wenn Teams sich bewusst generationengemischt zusammensetzen. Wer immer nur „Jung mit Jung“ und „Alt mit Alt“ arbeiten lässt, lässt Chancen liegen. Denn der eigentliche Mehrwert entsteht dort, wo Wissen und neue Sichtweisen zusammentreffen - nicht nebeneinander, sondern miteinander.
Dialog statt Missverständnisse: So entsteht echter Zusammenhalt
Damit das gelingt, braucht es manchmal Moderation: durch Teamleitungen, durch Mentoring-Formate oder einfach durch eine klare, respektvolle Sprache im Alltag. Wer sich traut, Fragen zu stellen, ohne belehrend zu wirken - oder Rückmeldung zu geben, ohne zu bewerten -, schafft Vertrauen. Und Vertrauen ist die Grundlage dafür, dass sich niemand zurückzieht, sondern sich alle einbringen. Generationenvielfalt ist kein Risiko, sondern eine Ressource. Doch wie bei jeder Ressource muss man lernen, richtig mit ihr umzugehen. Das beginnt bei der Bereitschaft, Unterschiede nicht als Hürde zu sehen, sondern als Möglichkeit, den eigenen Blick zu erweitern. Und manchmal genügt dafür ein Gespräch beim Mittagessen, das mit einer simplen Frage beginnt: „Wie arbeitest du eigentlich am liebsten?“
Quelle: txn