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Jahreshauptversammlug Innung Hessen

Brennende Themen und eine lebendige Gemeinschaft

In einer Handwerksbranche, die sich seit Jahren immer wieder mit Themen wie der öffentlichen Feinstaubdebatte, mit der Frage der Nachhaltigkeit ihrer Brennstoffe, aber auch mit technischen Neuerungen und mit der Nachwuchsrekrutierung auseinandersetzen muss, ist eine starke Gemeinschaft wichtig. Innungen bieten diese – und wie gut sie funktionieren können, zeigte sich einmal mehr am herzlichen Miteinander der rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf der Jahreshauptversammlung der hessischen Kachelofenbauerinnung, die am 5. Mai in Steinheim bei Hanau stattfand.

Wie es Brauch ist, war die Jahreshauptversammlung zweigeteilt in einen öffentlichen Vortragsteil, in dem die brennenden Themen der Branche behandelt wurden und einem geschäftlichen Teil, der Mitgliederversammlung, die auch nur diesen offen steht. Am Abend erwartete die Gäste ein zünftiges Essen im Hofbrauhaus Steinheim, das von einer großen Tombola gekrönt wurde. Doch nun zu den Inhalten des Tagungsprogramms.

Pünktlich um 9.30 Uhr startete das Tagungsprogramm nach Begrüßung durch Obermeister Thomas Schwarzkopf und Innungsgeschäftsführer Günter Meurer mit einem Vortrag zur Umsetzung der neuen Ableitbedingungen in der Praxis.

Referent Steffen Kirchner, Schornsteinfegermeister und technischer Landesinnungswart in Hessen, erläuterte die Entstehung des novellierten §19 der 1. BImSchV (Ableitbedingungen) und wie man damit in der Praxis umgeht. Dabei ging er vor allem auf die Auswirkungen der so genannten Rezirkulationszone auf die Schornsteinlänge ein und dies auch unter Berücksichtigung verschiedener Dachformen und gegebenenfalls vorgelagerter Gebäude, die im Windstrom liegen. Für die Ermittlung notwendiger Schornsteinlängen stellen diverse Hersteller von Schornsteinsystemen hilfreiche Online-Tools bereit.

Im Anschluss daran informierte Leda-Serviceleiter Tobe Hinrichs über Neuerungen im überarbeiteten Kapitel zum Brand- und Wärmeschutz in der TROL 2022/2023. Ein ausführlich behandeltes Unterthema waren die dort aufgeführten WDS-Klassen von 1 bis 4/4h. Auch Ersatzdämmstoffe werden zukünftig Bestandteil der TROL sein. Sie benötigen dann auch keine Verlängerung einer DIBt-Zulassung mehr, die immer nur für bestimmte Zeiträume erteilt wird und für die meisten Ersatzdämmstoffe auch bald ausläuft.

Dr. Volker Schmatloch von Spartherm beleuchtete das Spannungsfeld von Kachelöfen und Kaminen im Zusammenhang mit gesetzlichen Regelungen und praktischen Anforderungen, das bereits bei der verwirrenden Vielfalt von Gesetzen und Normen beginnt, die mittelbar oder unmittelbar mit Errichtung und Betrieb von Feuerstätten zu tun haben. Da wären zum Beispiel auf Seiten der normativen Anforderungen die Feuerungsverordnung, die jeweilige Landesbauordnung nebst lokaler und kommunaler Bestimmungen, die 1. BImSchV, die EU-Bauprodukteverordnung sowie die Ökodesignrichtlinie und auf der anderen Seite die aus der Praxis rückwirkenden Anforderungen, die zum Beispiel aus einer modernen Wärmedämmung, einer dichten Bauweise sowie der kontrollierten Wohnraumlüftung resultieren. Innerhalb dieser Rahmenbedingungen müssen Hersteller wie auch das Handwerk praktikable und fachlich einwandfreie Lösungen finden, um sichere und schöne Feuerstätten zu errichten. Im zweiten Teil seines Vortrags brachte er Argumente für eine verantwortungsvolle energetische Holznutzung aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung. Nur durch profunde Information wie beispielsweise den Verweis auf die nachhaltige Forstwirtschaft wie auch die seit Jahren kontinuierlich bessere Luftqualität in Deutschland könne Kritikern und Zweiflern der Wind aus den Segeln genommen werden. Angesichts ständig verbreiteter Panikmeldungen und Falschinformationen keine leichte Aufgabe. 

Den außergewöhnlichsten Vortrag des Tages hielt zweifellos Lukas Hartmann, Geschäftsführer der Firma „Helden im Handwerk“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, in Seminaren und Trainings die alteingesessene Handwerkerschaft, die bekanntlich branchenübergreifend Nachwuchssorgen hat, darüber zu informieren, wie die „Generation Z“ tickt. Ohne die richtige Ansprache an den richtigen Orten müsse man sich über mangelnde Wahrnehmung schließlich nicht wundern. So seien soziale Medien, namentlich Instagram oder auch Tiktok, heutzutage die Plattformen, auf denen man junge Leute erreichen könne. Auch hätten junge Menschen heute häufig andere Vorstellungen und Erwartungen ans Erwerbsleben. So würden Freizeit („Life-life-balance“) und Selbstverwirklichung heute in der Regel als bedeutsamer angesehen als ein herausragendes Einkommen. Chefs sollten die Potentiale ihrer Junioren nutzen, indem sie zum Beispiel deren Kompetenzen bei der Gestaltung des firmeneigenen Internetauftritts „anzapfen“ und sie mit entsprechenden Aufgaben betrauen.

Nach der Kaffeepause folgte der nichtöffentliche, geschäftliche Teil der Jahreshauptversammlung mit den turnusmäßig anstehenden Vorstandswahlen. Hier konnten Thomas Schwarzkopf als Obermeister und Thomas Schons als stellvertretender Obermeister für weitere drei Jahre einstimmig in ihren Ämtern bestätigt werden. Auch die VorstandsmitgliederInnen Birke Gelhard-Niklas, Dirk Hofmann, Till Lukas Metzler und Frank Willnat sind weiter dabei. Neu hinzugekommen ist Andreas Trott-Ferger. Helmut Keller verbleibt als Vorsitzender des technischen Beirats.

Mit dem bereits erwähnten Abendessen im Hofbrauhaus Steinheim fand die Jahreshauptversammlung ihren geselligen Ausklang. An dieser Stelle ein Dank an die Firma Spartherm, die die Kosten dafür übernommen hat.

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