Bens Tipp für zufriedene Azubis: Lasst sie nicht nur Handlangertätigkeiten machen, sondern bindet sie früh ins gesamte Tätigkeitsspektrum ein – bis hin zur kreativen Entwurfsarbeit.
Das Handwerk allgemein und der Kachelofenbau im Besonderen haben ein Nachwuchsproblem, das ist nichts Neues und einer der Gründe für diese Serie. Besonders problematisch wird es vor allem dort, wo eine Unternehmensnachfolge gesucht wird. Um so schöner, wenn sich abzeichnet, dass sich dafür sogar eines der eigenen Kinder bereit macht – wie bei Kachelofenbau Waldschmidt in Rodenbach. Juniortalent Ben absolviert auch seine Lehre im väterlichen Betrieb. Das wiederum war ursprünglich nicht geplant.
K&L-Magazin: Wann hast Du Dich entschieden, Ofenbauer zu werden – und was stand gegebenenfalls alternativ noch zur Wahl?
Ben Waldschmidt: Die Tendenz zum Handwerk hatte ich schon immer. Als ich mir überlegt habe, in welchem Handwerksberuf ich mich gut selbstständig machen kann, hat mein Vater (selbstständiger Kachelofenbauer) gesagt:„Um Ofenbauer zu sein, braucht man nur eine Garage, eine Handvoll Werkzeug und ein Auto mit Anhänger.“ Das hat mich überzeugt.
K&L-Magazin: Welche Gründe waren es im Einzelnen, die ausschlaggebend für Deine Berufswahl waren?
Ben Waldschmidt: Vor allem ist es die Vielseitigkeit, die der Beruf mit sich bringt. Auch wenn Handwerksberufe häufig„in die Knochen gehen“, hält sich der körperliche Verschleiß beim Kachelofenbau doch vergleichsweise in Grenzen. Und nicht zuletzt überzeugt mich das Heizen mit Holz aus Umweltsicht, denn es ist nachhaltig und effektiv.
K&L-Magazin: Welche handwerklichen oder technischen Erfahrungen hattest Du womöglich schon vor Ausbildungsbeginn gesammelt?
Ben Waldschmidt: Durch ein Praktikum und den Kontakt zu Bekannten konnte ich Erfahrungen im Schmieden sammeln. Einmal war ich sogar Darsteller auf einem Mittelaltermarkt, sozusagen als Knecht, und habe auch alleine vor Publikum geschmiedet. Außerdem habe ich mich intensiv mit der Restauration einer über 35 Jahre alten„Piaggio Ape“ beschäftigt: vom Instandsetzen bis zur kompletten Neulackierung. Anfangs war natürlich die exklusive Möglichkeit reizvoll, schon als 16-jähriger mit diesem Dreirad-Kultmobil ein Fahrzeug„mit Dach überm Kopf“ fahren zu können. Inzwischen unterstütze ich auch andere Ape-Fahrer bei Reparaturen und technischen Fragen. Das ein oder andere DIY-Projekt habe ich daneben natürlich auch noch gemacht. Ich baue und schraube eben gerne ...
Das Wichtigste ist meiner Meinung nach, einem Azubi Aufgaben zu geben, die über Material tragen und Zugucken hinausgehen.«
K&L-Magazin: Was hat Dir im Verlauf Deiner Ausbildung am besten gefallen und was gegebenenfalls auch nicht so gut?
Ben Waldschmidt: Mir wurde nach drei Probemonaten in meinem ursprünglichen Ausbildungsbetrieb unerwartet gekündigt, mit der Begründung einer„betrieblichen Umstrukturierung“. Das war natürlich kein einfacher Start in die Ausbildung. Gezwungenermaßen überbrücke ich seitdem meine Ausbildung bei unserem Familienbetrieb. So gut ich mich mit meinem Vater auch verstehe, ich halte es trotzdem für sinnvoll, in einem anderen Betrieb weitere Erfahrungen zu sammeln. Deswegen bin ich immer noch auf der Suche nach einem Betrieb, bei dem ich meine Ausbildung fortsetzen und abschließen kann.
K&L-Magazin: Was sollten Betriebe unbedingt (mehr) tun, um Ofenbau-Azubis zu gewinnen?
Ben Waldschmidt: Diese Frage kann ich gar nicht so genau beantworten. Ich würde mir viel eher die Frage stellen, was Betriebe dafür tun können, um Auszubildende zu behalten. Das Wichtigste ist meiner Meinung nach, einem Azubi Aufgaben zu geben, die über Material tragen und Zugucken hinausgehen. Leider höre ich zu oft, dass Auszubildende als günstige Arbeitskräfte gesehen werden. Lasst eure Azubis öfters wissen, dass es die richtige Entscheidung war, Ofenbauer zu werden.
K&L-Magazin: Welche Voraussetzungen sollten Ofenbau-Azubis mitbringen, um im Job gut zu werden?
Ben Waldschmidt: Das lässt sich aus meiner Sicht schnell beantworten. Man braucht das nötige Interesse und Spaß an der Ausbildung, der Rest kommt dann von alleine.
K&L-Magazin: Wie wichtig ist Dir das Arbeiten im Team?
Ben Waldschmidt: Ich würde von mir behaupten, dass ich gut im Team arbeiten kann, aber mir ist es relativ unwichtig, ob ich im Team oder alleine arbeite.
K&L-Magazin: Wie wichtig ist Dir der Kontakt zu Kunden/Auftraggebern?
Ben Waldschmidt: Der Kontakt zu unseren Kunden ist meistens sehr angenehm, und es ist immer schön zu sehen, wenn Kunden zufrieden mit unserer Arbeit sind.
Lasst eure Azubis wissen, dass es die richtige Entscheidung war, Ofenbauer zu werden.«
K&L-Magazin: Beschreibe ein schönes und womöglich auch ein problematisches Erlebnis mit Kunden (und wie Ihr es gelöst habt).
Ben Waldschmidt: Ein wirklich problematisches Erlebnis fällt mir eigentlich gar nicht ein, ein nettes, originelles dagegen schon: Wir waren mal bei Kunden, bei denen sowohl der Vater als auch der Sohn Piaggio Ape Fahrer waren. So kam es, dass wir nicht nur einen Ofen gebaut haben, sondern dass ich auch noch Tipps zum Thema Ape mitgeben konnte.
K&L-Magazin: Beschreibe einen typischen Arbeitstag in Deinem Unternehmen.
Ben Waldschmidt: Da mein Vater lange Zeit alleine gearbeitet hat, machen wir viele kleine Arbeiten: Heizeinsatztausch, Reparaturen, Reinigung etc. Viele Tage bestehen also darin, von Kunde zu Kunde zu fahren.
K&L-Magazin: Wo siehst Du Dich (jobmäßig) in fünf bis zehn Jahren?
Ben Waldschmidt: Wenn sich nichts Grundlegendes in meinem Leben geändert hat, habe ich den Familienbetrieb übernommen.
K&L-Magazin: Welche weiteren Interessen/Hobbys hast Du?
Ben Waldschmidt: Ich habe einige Hobbys die ich sehr unregelmäßig betreibe, zum Beispiel Tauchen mit Pressluft (bis etwa 40 m Tiefe) und Sportklettern.
K&L-Magazin: Wurden Deine Erwartungen an den Beruf nach einiger Zeit der Ausübung eher positiv übertroffen oder stimmten sie weitgehend mit dem Bild überein, das Du im Vorfeld von dem Beruf hattest?
Ben Waldschmidt: Da ich schon in jungen Jahren Einblicke in den Beruf des Ofenbauers bekommen habe – so wie ihn mein Vater ausübt – haben sich meine Erwartungen an die Ausbildung im Großen und Ganzen bestätigt. In meinem ursprünglichen Ausbildungsbetrieb war ich allerdings nur kurz, deshalb konnte ich mir dort kein wirkliches Bild machen. Ich hoffe, in einem anderen Betrieb neue Einblicke zu bekommen.
K&L-Magazin: Danke, Ben. Viel Erfolg und Vergnügen weiterhin!
Foto: Ben Waldschmidt
Im väterlichen Betrieb fallen häufig individuelle Arbeiten wie Wartung, Reparaturen oder auch Sanierungen von Bestands-Kachelöfen an.
Foto: Ben Waldschmidt
Ben arbeitet gerne im Team, aber genauso gerne auch alleine.
Foto: Ben Waldschmidt
Ben kriegt‘s gedeichselt: Moderne Arbeitshilfen wie ein elektrischer Paletten-Hubwagen tragen zur Abmilderung der körperlichen Belastung bei.
Foto: Ben Waldschmidt
Ben kennt sich auch mit den italienischen Piaggio-Kult-Dreirädern„Ape“ aus. Sie haben ihm schon mit 16 Mobilität ermöglicht.
Foto: Ben Waldschmidt
Aktuell wird sie vollrestauriert. Hier ist Ben bei der Lackierung der Pritsche zu sehen.
Lebenslauf Ben Waldschmidt
2023Realschulabschluss 2023
2023 – 2024 „Orientierungsjahr“ 2023-2024 (in diesem Jahr habe ich verschiedene handwerkliche Projekte verfolgt)
01.08.24 – 01.11.2024 Ausbildungsbeginn in einem anderen Betrieb
01.11.2024 – heute Ausbildungsüberbrückung im väterlichen Betrieb.
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