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EFA-Frühjahrstagung in Erfurt

Holzfeuerung im Brennpunkt – zwischen Regulierung, Resilienz und Realität

Schadstoffdebatte neu justiert: Holzfeuerung unter der Lupe

Den Auftakt der Fachtagung gestaltete Dr. Dominik van Pinxteren vom Leipziger Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS). In seinem Vortrag „Zusatzbelastung aus Holzheizungen – Wie hoch ist der Feinstaubanteil in der Außenluft?“ präsentierte er detaillierte Messergebnisse aus ländlichen Regionen und zeigte auf, wie stark Einzelraumfeuerstätten – besonders in den Wintermonaten – zur Feinstaubbelastung beitragen. In Melpitz bei Leipzig wurden mit einem aufwändigen Messverfahren die Feinstaubwerte über den Jahresverlauf gemessen. Neben Staubpartikeln fanden sich signifikante Konzentrationen polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe (PAK), die mit einem erhöhten Krebsrisiko assoziiert sind.

Van Pinxteren betonte, dass sich durch gezielte technologische Maßnahmen – etwa verbesserte Verbrennungstechnik und wirksame Abgasreinigung – Emissionen deutlich senken ließen. Zugleich warb er für eine differenzierte Betrachtung: Holz sei als nachwachsender Energieträger nicht pauschal zu verurteilen, aber seine Nutzung müsse intelligent und emissionsarm gestaltet werden. Der Vortrag lieferte wichtige wissenschaftliche Grundlage für die Debatte um mögliche zukünftige Grenzwerte und Regulierungen.

KRITIS und Cybersicherheit: Neue Verantwortung für Hersteller?

Im Anschluss gab Rechtsanwalt Wolf Buchholz vom Verband kommunaler Unternehmen (VKU) einen Überblick über die sogenannte KRITIS-Regulierung, mit der die Europäische Union auf die wachsende Bedrohungslage im Bereich der Energieinfrastruktur reagiert. Das Zusammenspiel aus NIS2-Richtlinie, CER-Richtlinie und dem deutschen KRITIS-Dachgesetz soll künftig auch kleinere Unternehmen verpflichten, ihre IT-Systeme zu sichern, Meldeketten vorzuhalten und interne Prozesse resilienter zu gestalten.

Zwar sind Hersteller von Feuerstätten und Komponenten bislang nicht explizit als „kritische Einrichtungen“ eingestuft. Doch laut Buchholz könnten Ofenhersteller durchaus unter die Definition „wichtige Einrichtungen“ fallen – etwa wenn sie eine bestimmte Größe überschreiten oder Teil systemrelevanter Lieferketten sind. Die Konsequenz: selbst mittelständische Betriebe der Branche sollten sich auf verschärfte Pflichten zur IT-Sicherheit einstellen. Auch wenn die gesetzliche Umsetzung noch nicht abgeschlossen ist, empfiehlt der VKU proaktives Handeln – von Angriffserkennungssystemen bis hin zu Geschäftsführer-Schulungen nach § 38 BSIG.

Zwischen Umsetzung und Unsicherheit: § 19 BImSchG und die Praxis

Einen Einblick in die praktische Umsetzung des novellierten § 19 des Bundes-Immissionsschutzgesetzes gab Kai Schreck vom ZDS. Seine Einschätzung fiel differenziert aus: Viele der zunächst befürchteten Hürden hätten sich als weniger gravierend erwiesen. Gleichzeitig entstünden neue Herausforderungen – insbesondere im Hinblick auf Dokumentation, Prüfpraxis und die Schnittstelle zwischen Herstellern, Handwerk und Behörden. Der ZDS kündigte an, die weitere Umsetzung eng zu begleiten und die Erkenntnisse aus der Praxis in den politischen Prozess zurückzuspiegeln.

Europa wirkt: Gemeinsamer Erfolg bei Ecodesign-Richtlinie

Dass entschlossenes gemeinsames Handeln auf europäischer Ebene Wirkung zeigen kann, demonstrierte der Beitrag von Bioenergy Europe. Der europäische Dachverband berichtete über die erfolgreiche Einflussnahme im Gesetzgebungsverfahren zur neuen Ecodesign-Richtlinie. Ein erster Entwurf, der weitreichende technische Vorgaben für Einzelraumfeuerstätten vorgesehen hatte, war auf breite Kritik gestoßen – unter anderem, weil er keine Rücksicht auf wissenschaftlich gesicherte Emissionsdaten nahm. Die EFA hatte sich gemeinsam mit weiteren Verbänden klar positioniert. Der Erfolg: Der Entwurf wurde zurückgezogen. Bioenergy Europe sieht darin ein Beispiel für gelungene Interessenvertretung im Schulterschluss mit nationalen Verbänden wie der EFA.

Politikbericht mit Weitblick: Erwartungen an die neue Bundesregierung

Am zweiten Veranstaltungstag versammelten sich die Mitglieder der EFA zur ordentlichen Mitgliederversammlung. Neben den Berichten des Vorstands und der Beraterinnen und Berater stieß vor allem der politische Lagebericht von Dr. Johannes R. Gerstner auf großes Interesse. Der politische Berater der EFA ordnete die aktuelle Situation in Deutschland und Europa ein und benannte konkrete Erwartungen an die neue Bundesregierung. Im Mittelpunkt standen dabei eine technologieoffene Energiepolitik, praktikable gesetzliche Rahmenbedingungen und ein differenzierter Umgang mit Holz als Energieträger. Die Feuerstättenbranche sei bereit, Verantwortung zu übernehmen – brauche dafür aber Verlässlichkeit, Augenmaß und ein klares politisches Bekenntnis zum nachhaltigen Einsatz von Holz.

Große Resonanz trotz dichtem Terminkalender

EFA-Vorstandsvorsitzender Uwe Striegler zeigte sich begeistert von der hohen Beteiligung: „Gerade der enge Abstand zur ‚World of Fireplaces‘ in Leipzig war eine Herausforderung – umso erfreulicher war das überwältigende Interesse an der Tagung. Das zeigt: Die Branche sucht Orientierung und Austausch.“ Die EFA will auch in Zukunft diese Plattform bieten – zur Diskussion, zur Information und zur Positionierung. Die nächste Gelegenheit bietet sich bereits im Herbst: Die nächste Fachtagung der EFA findet vom 16. bis 17. Oktober 2025 bei der Firma OekoSolve in der Schweiz statt.