Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
/// Ökodesign

Realitätssinn statt Ideologie

Guido Eichel war federführend daran beteiligt, mit der Initiative #ofenzukunft praxisnahe Lösungen in den politischen Prozess einzubringen. Denn der ursprüngliche Text drohte, Hersteller mit zu kurzen Fristen und unrealistischen Anforderungen zu überfordern. „Was wir jetzt brauchen, sind evidenzbasierte Grenzwerte, ein praktikables Prüfverfahren und faire Übergangsfristen.“

Dass Prüfstand und Realität weit auseinanderliegen, ist in der Branche längst Konsens. Onno Cramer vom Hersteller Leda bringt es auf den Punkt: „Ein Ofen ist kein Einzelgerät, sondern Teil eines Systems.“ In der Normprüfung arbeiten wir mit einem konstanten, standardisierten Förderdruck – im Alltag hingegen variieren Förderdruck, Schornsteinhöhe und Luftführung stark. Cramer warnt: „Bei zu hohem Zug kommt es zu Luftüberschuss und unstetem Abbrand – die Emissionen steigen, obwohl das Gerät sauber wäre.“ Seine Lösung: Technik wie der Volumenstromregler (VSR), der den realen Druck auf Prüfstandsniveau absenkt – mit messbarem Erfolg: „Wir haben bis zu 50 Prozent weniger Emissionen gemessen – ganz ohne Eingriff ins Gerät.“

Ein Ofen ist kein ­Einzelgerät, sondern Teil eines Systems.«

Onno Cramer, Leda

Auch aus der Forschung kommen klare Forderungen. Claudia Schön vom TFZ Straubing fordert eine Überarbeitung der Prüfmethodik: „Die Realität beginnt beim Anheizen – doch genau diese Phase fehlt oft in der Typprüfung.“ Der von ihr mitentwickelte „Real-LIFE-Zyklus“ bildet typische Betriebszustände wie Teillast oder Überfeuerung ab. Doch Schön mahnt zur Verhältnismäßigkeit: „Wenn wir diesen realistischen Zyklus einführen, darf man nicht gleichzeitig die Grenzwerte verschärfen – das wäre technisch wie wirtschaftlich nicht haltbar.“

Technisch machbar wäre dagegen viel – wenn die Politik modulare Lösungen anerkennt. Dirk Kasten entwickelt Abbrandsteuerungen, die den Nutzer entlasten und die Emissionen senken. „Moderne Steuerungen messen Temperatur und Abgas, regeln die Luftzufuhr automatisch und verhindern Bedienfehler.“ Doch auch er sagt: „Ohne zusätzliche Nachverbrennung oder Partikelfilter erreicht man die strengen Werte nicht immer – es braucht ein Gesamtsystem.“

Wir waren sehr ­erleichtert, dass der erste Entwurf zurück­gezogen wurde“, sagt Guido Eichel vom Gesamtverband Ofenbau.«

Guido Eichel

Dazu gehören auch Katalysatoren, wie sie Frank Hoferecht fertigt. Sein zweistufiges System reduziert CO und organische Gase – gerade in der kritischen Anheizphase. „Die Technik ist verfügbar, die Integration problemlos – was fehlt, sind politische Anreize und eine klare gesetzliche Anerkennung.“ Die Mehrkosten? „Kaum spürbar – bei einem 2.500-Euro-Ofen reden wir von wenigen Prozent Aufpreis.“

Für den Feinstaub setzen viele auf elektrostatische Abscheider. Bernd Weishaar von der Clean Exhaust Association verweist auf beeindruckende Zahlen: „Wir schaffen bis zu 90 % Partikelreduktion in der Praxis – auch wenn der Nutzer Fehler macht.“ Seine Forderung: „Ein europaweiter Sondertatbestand für emissionsarme Nachrüstung wäre ein wichtiger Hebel – damit bestehende Geräte nicht zum Problem, sondern Teil der Lösung werden.“

ofenzukunft.de

Jetzt zählt jede Stellungnahme

Die Europäische Kommission treibt die Überarbeitung der Ökodesign-Verordnung für Einzelraumfeuerstätten (EU) 2015/1185 weiter voran.

Bei einem Konsultationstreffen mit Vertreterinnen und Vertretern aus Industrie, Wissenschaft, Behörden und Nichtregierungsorganisationen wurden am Mittwoch den 25. Juni 2025, zentrale Herausforderungen und Lösungsansätze diskutiert. Ziel ist es, Emissionen aus Holzfeuerungen unter realen Nutzungsbedingungen wirksam zu reduzieren, ohne Versorgungssicherheit und technologische Innovation zu gefährden.

Bis Ende August 2025 können Stakeholder schriftlich Stellung nehmen. Die Kommission plant, auf dieser Grundlage eine überarbeitete Folgenabschätzung vorzulegen und weitere Konsultationsformate im Herbst durchzuführen. Für die Branche beginnt damit eine entscheidende Phase. „Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit“, sagt Dr. Johannes R. Gerstner, politischer Berater der #ofenzukunft. „Die Kommission muss davon überzeugt werden, dass moderne Einzelraumfeuerstätten – ausgestattet mit Technologien wie Feinstaubabscheidern, Katalysatoren oder intelligenter Abbrandsteuerung – in der Lage sind, umweltfreundlich und gleichzeitig versorgungs-sicher zu heizen. Dafür braucht es technisch fundierte, realitätsnahe Anforderungen.“

Ein zentrales Thema des Treffens war die Kritik an derzeitigen Testverfahren. Die Europäische Kommission kündigte an, potenzielle Schlupflöcher in der Normung zu prüfen und mittelfristig einheitlichere, anwendungsnähere Testzyklen zu entwickeln. Die Branche fordert zugleich Planungssicherheit und ausreichend lange Übergangsfristen, um Investitionen in bestehende Prüfnormen nicht zu entwerten. Die Diskussionen zur künftigen Ausgestaltung der Verordnung werden in den kommenden Monaten weitergeführt.

Jetzt weiterlesen und profitieren.

+ K&L E-Paper-Ausgabe – acht Ausgaben im Jahr 
+ Kostenfreien Zugang zu unserem Online-Archiv
 

Premium Mitgliedschaft

2 Monate kostenlos testen