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News aus der Branche

Ofen-Campus 2.0 – Jahrestreffen in Velten

Vom 24. bis 26. Juni wurde das Ofen- und Keramikmuseum in der brandenburgischen Ofenstadt Velten erneut zur Bühne für ein vielstimmiges Plädoyer zugunsten des handwerklichen Grundofens und des ressourcenschonenden Bauens.

Die Mitglieder der Vereinigung 850° Handwerklicher Grundofen e. V. verstehen sich als Gralshüter des handwerklichen Speicherofenbaus. Diese sehr fokussierte Ausrichtung auf einen bestimmten Ofentypus verbinden sie allerdings mit einem sehr offenen und ganzheitlichen Ansatz in Bezug auf Bauthemen insgesamt und einer guten internationalen Vernetzung.

Wie lässt sich der traditionsreiche Speicherofen als nachhaltige Heizlösung von morgen positionieren? Mit dieser richtungsweisenden Frage hatte Thomas Zander, Ofenbauer und Vorsitzender des Vereins 850 Grad – Handwerklicher Grundofen, den diesjährigen Ofen-Campus in Velten eröffnet – und damit den thematischen Rahmen für ein hochkarätig besetztes Branchentreffen geschaffen. Thomas Zander definierte den Rahmen des Ofen-Campus wie folgt: „Die Veranstaltung richtet sich an diejenigen, die insbesondere in der handwerklichen Umsetzung von Ofenbauprojekten hinsichtlich des Bauens von Feuerräumen, dem Umgang mit Kacheln und der Sanierung von Kachelöfen aber auch in Bezug auf Wassertechnik und innovativen Weiterentwicklungen den Austausch suchen – Stichwort Wissenstransfer und Netzwerk – alles parallel und in Unterstützung zu dem, was an Weiterentwicklungen von den Herstellern läuft. Der zweite Punkt ist, jungen OfenbauerInnen und Interessierten die handwerkliche Bandbreite des Berufes zu präsentieren und damit das Potential der Zukunftsfähigkeit bewusst zu machen. Deshalb ging es beim OfenCampus in diesem Jahr auch um energieresiliente und umweltverträgliche Heizsysteme – von Low-Tech bis Hybrid oder auch als Ganzhausheizung.“

Die Mitglieder der Vereinigung 850 ° Handwerklicher Grundofen e. V. verstehen sich als Gralshüter des handwerklichen Speicherofenbaus.«

Die Auftaktrednerin war Jessica Steinhäuser, international tätige Ofenbaumeisterin aus Kanada, die eindrucksvoll über die lebendige nordamerikanische Ofenszene berichtete. Einen ausführlichen Beitrag über ihren Vortrag finden Sie ab Seite 10 in diesem Heft.

Lucian Kainz, Keramikermeister bei Ganz Baukeramik, schlug anschließend den Bogen zurück zu den Wurzeln des Handwerks. In seinem Vortrag beleuchtete er den Weg von der rohen Tonmasse bis zur glasierten Kachel – anschaulich, praxisnah und mit sichtbarer Leidenschaft für das Material.

Die Schweizer Luise Sumereder und Mischa Casanova berichteten am Nachmittag über Mandorla Kachelkunst und wie mit der handgemachten Keramik am Ende künstlerisch herausragende Kachelgrundöfen entstehen.

Der zweite Tag begann mit einem politischen Akzent: Franz Maget, ehemaliger SPD-Landtagsabgeordneter, gab einen Einblick in die Mechanismen des Lobbyismus auf der politischen Bühne. Dabei appellierte er an das Handwerk, seine Positionen aktiv in politische Prozesse einzubringen. Das könne auf verschiedenen Ebenen geschehen und böte auch kleinen Verbänden wie dem Verein 850° eine interessante Option, auch ohne großen PR-Etat mit seinen Inhalten und Interessen wahrgenommen zu werden.

Roland Bechmann, Vorstand der Sobeck Bauingenieure, führte das Publikum im Anschluss in die Welt der Lebenszyklusanalysen ein. Er machte anschaulich, wie sich Baustoffe und Energiekonzepte hinsichtlich ihrer Ressourceneffizienz und Klimawirkung bewerten lassen – ein Plädoyer für ganzheitliches Planen. Internationale Impulse lieferte zudem die schweizerisch-kirgisische Architektin Sakail Zhunushova, die über smarte Kombinationen von nachhaltigen Materialien und erneuerbaren Wärmelösungen referierte. Besonderes Interesse fand der Vortrag von Veit Burgbacher (Architects for Future), der für ein radikales Umdenken in der Baupraxis plädierte: Abriss vermeiden, Low-Tech stärken. Damit leitete er über zu Peter Breidenbach vom Naturbaustoff-Hersteller Claytec, der anschaulich die Potenziale des Lehmbaus erläuterte – inklusive der Herausforderungen für das verarbeitende Handwerk.

Feierlicher Höhepunkt des zweiten Tages war die Verleihung des Innovationspreises für nachhaltiges und CO₂-reduziertes Bauen im Ofenbauhandwerk, ausgeschrieben von der Gütegemeinschaft Kachelofen e.V. Drei Betriebe wurden für zukunftsfähige Konzepte ausgezeichnet, die ökologische Verantwortung und gestalterische Qualität überzeugend vereinen.

Veranstaltet vom Verein 850° Handwerklicher Kachelofenbau e. V. versammelte der Ofen-Campus 65 Fachleute aus Handwerk, Architektur und Baukultur.«

Der dritte Veranstaltungstag stand ganz im Zeichen der praktischen Ofenbau-Innovation: Tino Kanetzki und Frank Uffmann stellten neue Entwicklungen im Bereich der Absorbertechnik für Grundöfen vor – eine Lösung mit großem Potenzial für die Integration in moderne Wärmekonzepte. Tino Milinski zeigte, wie sich der Grundofen zur Ganzhausheizung weiterentwickeln lässt. „Wir müssen endlich sichtbar machen, dass der Grundofen weit mehr ist als eine Einzelraumfeuerstätte“, forderte Uffmann. Ofenbauer sollten sich künftig als kompetente Wärmepartner auf Augenhöhe mit Architekten und Planern verstehen.

Mit viel Engagement, fachlichem Tiefgang und interdisziplinärem Austausch setzte der Ofen-Campus 2025 ein starkes Zeichen: Der Grundofen hat als kulturelles Erbe nicht nur eine stolze Vergangenheit, sondern auch eine greifbare Zukunft – wenn das Handwerk bereit ist, neue Wege zu beschreiten und sich als innovativer Impulsgeber der Wärmewende zu positionieren. K&L-Redakteur Martin Henze bewertete das Event als eine der innovativsten Plattformen zum interdisziplinären Austausch zwischen Architekten, Keramikern, Künstlern und traditionellen Handwerkern, die es in der Branche gibt. Er freut sich auf eine Wiederholung im nächsten Jahr. Dafür ist zurzeit der 24.06. bis 26.06.26 im Gespräch.