Tagungsort war das Handwerkskammer-Bildungszentrum in Münster.
Mit Spannung wurden die ersten ThemenTage OfenBau am 18. und 19. September erwartet – die Ausrichter, der GVOB und die Innungen NRWs sowie der Fachverband, wollten ganz bewusst keine Kopie bestehender Fortbildungsveranstaltungen liefern, sondern Themen gemeinsam vor Ort erarbeiten – mit Werkbanknähe und offenem Diskurs. Das Konzept ging auf.
Schon im Vorfeld der ersten ThemenTage OfenBau (TTOB) zeichnete sich großes Interesse ab. Über 150 Anmeldungen und mehr als 18 Aussteller sind beachtliche Zahlen. Die Besucher sorgten für gefüllte Räume des Handwerkskammer-Bildungszentrums (HBZ) Münster und für lebhafte Diskussionen in den Gängen. Den Ton setzte gleich der Auftakt: In der Runde„Politik Ofenzukunft“ rangen Vertreter aus Verbänden, Forst und Politik um die Rolle des Holzfeuers in der Wärmewende – zwischen Versorgungssicherheit, Technologieoffenheit und der Frage nach belastbaren Leitplanken für das Handwerk.
Hybrid heizen: Wärmepumpe trifft auf Holzfeuer
Technisch rückte im Vortrag von Florian Potthoff (Buderus/Bosch) die Kopplung von Wärmepumpe und Einzelraumfeuerstätte in den Mittelpunkt. Potthof demonstrierte unter dem Titel„Zukunft Öfen: Wärmepumpe mit Einzelraumfeuerstätte“, wie ein modernes Sichtfeuer Spitzen- und Komfortwärme liefert, wenn Hydraulik und Betriebsstrategie stimmen.
Aus dem Blickwinkel des Schornsteinfegerhandwerks setzte Andreas Marschan in der Session„Ableitbedingungen“ die normative Klammer und übersetzte sie in praxisfähige Planungsschritte.
Werkstattwissen in kompakten Breakout-Sessions
Zwischen den Plenumsblöcken zeigte sich die Stärke des neuen Formats n kompakten Workshops mit direktem Praxisnutzen. Palette CAD demonstrierte, wo KI die Ofenplanung heute schon beschleunigt – von Entwurfsvarianten über Visualisierung bis zur Dokumentation. Schräder verknüpfte Montagetechnik rund um Partikelabscheider mit typischen Fehlerbildern und Tipps für eine reklamationsarme Abnahme. Silca brachte die Verarbeitung des Montageschaums Silcadur 110 an reale Bauteile.
Ein großer Dank geht an alle Ehrenamtlichen, die zum Erfolg dieser ThemenTage OfenBau beigetragen haben.«
Nachwuchsmeisterschaft
Ein programmatischer Hingucker war das Designgespräch mit Julian Stern (Ofenflamme-Preisträger), Matthias Kaufmann (Kaufmann Keramik), Axel Schmitz (Firetube), der Designschule Münster und GVOB-Projektleiter Andreas Neuer. Diskutiert wurden Formsprachen, Materialmix und die Position des individuellen Ofenbaus zwischen Manufaktur und Serie unter der Maßgabe, handwerkliche Qualität sichtbar zu machen und Markenauftritte zu schärfen.
Parallel zum ersten der beiden ThemenTage wurde im ersten Stock des HBZ die deutsche Meisterschaft des Ofenbau-Nachwuchses abgehalten. Dabei rangen die drei Kandidaten jeder für sich, aber mit fairem Teamgeist um saubere Ausführung eines in festgelegter Zeit aufgebauten Musterofens. Den Vorentscheid konnte Andreas Lengsfeld für sich verbuchen. Die Übergabe der Urkunden erfolgte während der Abendveranstaltung durch die Tischtennis-Europameisterin und Hagos-Botschafterin Annett Kaufmann. Lengsfeld wird damit im kommenden Jahr anlässlich der KOK in Wels die deutsche OL-Branche bei der VEUKO-Europameisterschaft vertreten.
Die 150 Besucher sorgten für gefüllte Räume und lebhafte Diskussionen in den Gängen.«
Regeln, die Wirkung entfalten
Tag zwei begann mit einem Regelwerks-Update:„Neue Gesetze ab September 2025“ und die Auswirkungen der künftigen Ecodesign-Richtlinie standen im Fokus – ein Thema, das nicht nur im Plenum, sondern auch auf dem Flur zu vertiefenden Gesprächen führte. Wer Kundschaft sicher beraten will, muss Normen, Übergangsfristen und Ableitbedingungen sauber einordnen – das zeigte sich in vielen Nachfragen aus dem Auditorium.
Strukturierter Austausch, starke Bühne
Die Veranstalter hatten längere Pausenzeiten zum Besuch der Ausstellerstände eingeplant – so fanden die Teilnehmenden ihrerseits sicher den Weg zu Herstellern und zur laufenden Meisterschaft. Die Pausen wurden konsequent zum Fachsimpeln genutzt. Der Abend im„A2 am See“ bot schließlich Atmosphäre und Zeit für Netzwerken – mit der Preisverleihung für den Ofenbau-Wettbewerb, mit Live-Musik, Blick über den See und vielen neuen Kontakten auf der Visitenkarte.
In den Pausezeiten hatten die Besucher die Möglichkeit zum Gespräch mit den 18 Ausstellern.«
Perspektiven am zweiten Tag
Mit Jakob Lipps und seinem motivierenden Vortrag„Der Funke, der alles entfacht!“ startete der Freitag energiereich. Anschließend diskutierten Klaus Leihkamm (Brunner), Thomas Gerloff (Hark), Robert Mülleneisen (GVOB) und Collen Gwizdalla (Frei Feuer, Elektrokamine) unter der Leitfrage„Was macht der Ofenbauer morgen? Wie entwickelt sich das Holzfeuer?“: Zwischen maßgeschneidertem Unikat, seriennaher Ofentechnik, Elektrokaminen und hybriden Gesamtsystemen wurden Rollen, Zielgruppen und Zukunftsmodelle abgesteckt. Ein Live-Podcast mit Andreas Neuer („GET THE FIRE“) band Stimmen aus Publikum und Ausstellung ein.
Was bleibt hängen – und woran man arbeiten will
Die ThemenTage OfenBau haben sich in Münster auf Anhieb als Plattform etabliert, auf der Politik, Technik, Gestaltung und Ausbildung zusammenfinden – kontrovers, lösungsorientiert und praxisnah. GVOB-Vorstandsmitglied Guido Eichel resümiert:„Die ersten TTOB werden aus meiner Sicht als insgesamt sehr gelungen beurteilt. Ich würde mir wünschen, dass die Veranstaltung im gleichen Format im Jahr 2027 wiederholt werden kann. Ein großer Dank geht an alle Ehrenamtlichen, die zum Erfolg dieser ThemenTage OfenBau beigetragen haben.“ Auch wenn im Detail noch nicht alles perfekt lief (beispielsweise gab es mitunter„Suchverkehr“ zu den Workshops auf den Gängen) – der Grundzug stimmt: aktuelles Regelwissen, technische Tiefe, gestalterischer Anspruch und sichtbare Nachwuchsförderung griffen ineinander. Wer am offenen Diskurs über ein breites Themenspektrum interessiert ist, hat hier künftig einen festen Termin im Kalender. Fortsetzung? Man darf davon ausgehen. Das Team arbeitet bereits an der Vorbereitung.
Foto: Martin Henze
Volles Haus: Für einen„neuen Stern am Veranstaltungshimmel“ war die Besucherzahl der TTOB beeindruckend hoch.
Foto: Martin Henze
Jens Hilt (links) und Robert Mülleneisen moderierten die Veranstaltung.
Foto: Martin Henze
Lebhafte Podiumsdiskussionen mit Fragerunde auch aus dem Zuhörerraum – wie hier zur„Ofenzukunft“ oder zum„Ofendesign“ waren eine Säule der Veranstaltung
Foto: Martin Henze
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Interviews mit Persönlichkeiten wie der Tischtennis-Europameisterin und Hagos-Botschafterin Annett Kaufmann.
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Launige Wissensvermittlung durch Schornsteinfeger .
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Unterhaltsame Impulsvorträge zur Betriebsführung wie hier durch Steuerberater Stefan Weigelt ...
Foto: Martin Henze
Motivations-Entertainer/ Buchautor Jakob Lipp.
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In zwei Räumen des Handwerkskammer-Bildungszentrums sowie im Eingangsbereich konnten sich Hersteller der Branche präsentieren.
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Geschäftiges Treiben: Parallel zu den TTOB fanden die deutschen Meisterschaften der Ofenbau-Junioren statt.
Foto: Martin Henze
Preisverleihung für die deutsche Ofenbaumeisterschaft durch Annett Kaufmann (ganz links) und Robert Mülleneisen (ganz rechts). Sieger wurde Andreas Lengsfeld (4. von links).
Foto: Martin Henze
Foto: Martin Henze
Auf den Gängen wurde intensiv diskutiertund gescherzt.
Info
Fusion der „Roten“ und „Gelben“
Jens Fischer, Verleger und Chefredakteur von Kachelofen & Kamin (der„Roten“) nutzte sein Vortrags-Zeitfenster für eine überraschende Branchennachricht: Sein Heft wird ab Januar 2026 mit dem K&L-Magazin verschmelzen, das künftig unter seiner Leitung mit bewährtem Redaktionsstamm monatlich erscheinen wird. Die bisherige Chefredakteurin Jutta Lorenz verabschiedet sich nach der Übergabe des„Staffelstabs“ in den einstweiligen Ruhestand. Einstweilig deshalb, weil sie weiterhin ein jährliches Ofen-Endkundenmagazin redaktionell verantworten wird. So bleibt auch sie der Branche erhalten.
Foto: Martin Henze
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