Die Warmluftausströmung von unten ist eines der patentierten Kernmerkmale der „Multifuoco“-Öfen. Sie bewirkt eine gleichmäßige Raumtemperierung.
Gerade Besitzer unsanierter Altbauten stehen – trotz Fördermitteln – vor hohen Kosten, wenn sie ihr Haus im Sinne des GEG zukunftsfest machen wollen. Wie sich mit überschaubarem Budget und einem Pellet-Kaminofen eine wirtschaftlich, ökologisch und technisch überzeugende Lösung erreichen lässt, zeigt das folgende Beispiel, das auf viele ähnliche Gebäudetypen übertragbar ist.
Viele Häuser der Nachkriegszeit wurden mit ungedämmten Wänden, Einfachverglasung und Öl- oder Gasheizkesseln ausgestattet – solide, aber heute energetisch überholt. Neue Fenster sind oft schon eingebaut, eine Komplettsanierung bleibt jedoch für viele Eigentümer finanziell kaum darstellbar. Doch es gibt Zwischenlösungen, die viel bewirken können. Eine davon stammt aus Italien, wo Pellet-Kaminöfen mit Warmluftkanälen seit Jahren verbreitet sind. Eine technisch ausgereifte Variante davon ist das patentierte„Multifuoco“-System von Piazzetta. Ein Praxisbeispiel zeigt, wie sich damit die Heizung in einem Einfamilienhaus der 1950er-/60er-Jahre kostengünstig modernisieren lässt.
Warum ein Ofenbauer das „Multifuoco“-Prinzip schätzt
Umgesetzt wurde die Lösung vom Ofenzentrum NRW in Nieheim bei Höxter. Inhaber Stephan Kunstein arbeitet seit vielen Jahren mit Piazzetta und insbesondere mit deren patentierter„Multifuoco“-Kanalisierung:„Wir haben inzwischen rund 6000 Piazzetta-Öfen installiert, die meisten davon mit Warmluftkanälen. Ich bin vom ‚Multifuoco‘-System überzeugt, weil damit auch weiter entfernte Räume zuverlässig beheizt werden können. Bis zu drei Räume lassen sich dabei von einem Ventilator versorgen. Die Warmluftverteilung erfolgt über Aluflexrohre oder feste Kanäle mit 75 Millimeter Durchmesser oder größer. Die Leitungslänge pro Ventilator beträgt bis zu 16 Meter. Der Nutzer kann die Wärmeabgabe durch zeitweises Schließen einzelner Gitter steuern, ohne die Ofenleistung zu verändern. Damit lässt sich ein bedeutender Anteil des Wärmebedarfs eines Hauses decken“.
Das Referenzobjekt steht exemplarisch für Millionen Altbauten in Deutschland.«
Best Practice im Einfamilien-Altbau
Das Referenzobjekt steht exemplarisch für Millionen Altbauten in Deutschland: ein über 60 Jahre altes Einfamilienhaus mit 140 Quadratmetern Wohnfläche, das bisher mit einer Ölheizung beheizt wurde. Der Besitzer wollte weder eine Wärmepumpe noch die alte Ölheizung weiter betreiben, auch wenn die in anderen Fällen häufig zur Spitzenlastabdeckung oder als Backup-Lösung erhalten bleibt. Er entschied sich für eine Lösung mit einem Piazzetta Pellet-Kaminofen„P130“ inklusive„Multifuoco“-System als Hauptheizung. „Diese auf Kundenwusch so realisierte Lösung ist nicht für jeden zu empfehlen, weil an besonders kalten Wintertagen nicht überall im Haus kuschelige Komforttemperaturen zu erreichen sind, wie sie heute meist erwartet werden. Die Kunden sind aber meist ziemlich überrascht, wenn sie merken, dass die Warmluft oft mit über 100° C in den entfernt liegenden Räumen ankommt und dort so ‚richtig etwas bringt‘. Wenn keine vorhandene alte Heizung zur Spitzenlastabdeckung weiter genutzt werden kann, lassen sich höhere Komfortansprüche aber auch mit ein paar zusätzlichen Infrarot-Paneelen befriedigen. Die sollen auch in unserem Referenzhaus noch kommen, zumal hier durch eine kürzlich installierte PV-Anlage ein Teil des Verbrauchs über eigengenutzten Strom abgedeckt werden kann. Die Investition für Ofen, Kanäle, Dämmung und Montage betrug im Referenzhaus rund 6600 Euro, eine optionale Schornsteinsanierung schlug mit weiteren 2000 Euro zu Buche. Der Pelletbedarf liegt bei rund 1,5 Tonnen pro Jahr, was etwa 550 bis 600 Euro Heizkosten entspricht. „Das ist auch ohne Fördermittel eine bezahlbare Lösung für alle, die ihre alte Öl- oder Gasheizung noch nicht stilllegen, aber deutlich entlasten und unabhängiger von nur einem Energieträger werden wollen“, stellt Kunstein fest. „Viele meiner Kunden sagen: Wir haben jetzt keine Angst mehr vor dem Winter.“
Der Pelletbedarf liegt bei rund 1,5 Tonnen pro Jahr, was etwa 550 bis 600 Euro Heizkosten entspricht.«
Technische Umsetzung und Regelung
Der Pelletofen im hier gezeigten Referenzhaus steht im Wohnzimmer. Die Besonderheit dieses Projekts lag in der geschickten Kanalführung vom Wohnzimmer aus durch den Keller. Von dort führen Warmluftkanäle in die Küche und den Flur – eine elegante Möglichkeit, die Luftführung in die einzelnen Räume nahezu unsichtbar umzusetzen. Ein senkrecht hinter dem Ofen geführter Luftkanal versorgt das Obergeschoss. Alle Leitungen sind mit 200° C-beständigen Dämmschalen versehen, wodurch kein Mindestabstand zu brennbaren Bauteilen erforderlich ist. An jedem Auslass lässt sich über Gitter festlegen, welche Räume Wärme erhalten. Morgens etwa wird nur die Küche beheizt, abends das Wohnzimmer.„Ziel war es, eine Überhitzung des Aufstellraums vermeiden“, erklärt Kunstein.„Statt dort 27 Grad zu erzeugen, leiten wir etwa 60 bis 70 Prozent der Wärme in die Kanäle. So bleibt das Wohnzimmer angenehm warm und die übrigen Räume werden gleichmäßig temperiert.“ Zwei Ventilatoren im P130 verteilen die Warmluft, die Luftmenge lässt sich über Gitter raumweise individuell steuern. Das System erlaubt eine flexible Verteilung – entweder Zonenbetrieb über einzeln verstellbare Gitter oder gleichzeitige Versorgung mehrerer Räume mit reduzierter Luftmenge. Über die App MyPiazzetta kann der Ofen per Smartphone gestartet oder gestoppt werden – etwa um bei Rückkehr aus dem Urlaub ein vorgeheiztes Haus vorzufinden.„Das luftgeführte System reagiert sehr schnell“, sagt Kunstein.„Ich muss keine Speichermasse aufheizen, sondern habe nach wenigen Minuten warme Luft in allen Räumen.“
Wir müssen weg vom Denken in Heizungssystemen der Standard-Kleidergröße 36. Nicht für jedes Haus passt eine Wärmepumpe.«
Konstruktive Qualität „Made in Asolo“
Piazzetta fertigt seine Geräte seit über 60 Jahren im norditalienischen Asolo. Der in unserem Referenzobjekt verwendete Pelletofen„P130“ besitzt einen Stahlkorpus, eine Majolika-Topplatte und eine Gusseisentür mit Keramikglas. Die Abgasführung kann hinten, oben oder seitlich erfolgen. Die Heizleistung des„P130“ kann zwischen 4,0 und 11,0 kW modulieren. Für den sicheren Betrieb empfiehlt Piazzetta gedämmte Luftkanäle und Schalldämpfer. Der Pelletvorrat von 27 Kilogramm ermöglicht bis zu 30 Stunden Laufzeit. Dank Trend Power 3-Antrieb und Pellet Quality System passt sich der Ofen automatisch der Brennstoffqualität an. Das„Multifuoco“-System wird auch für Piazzetta Kombimodelle (Pellets/Scheitholz) angeboten und ist skalierbar: In den Reihen„Multicomfort“ und„Multicomfort Plus“ lässt sich die Leistung einzelner Ventilatoren individuell regeln.
Fazit
Das Beispiel zeigt, wie sich mit moderatem Aufwand und überschaubarem Budget ein unsaniertes Altbauhaus energetisch verbessern lässt. Es gelingt ohne Wärmepumpe, ohne neue Heizungsrohre und auch ohne Förderung. Kunstein bringt es auf den Punkt: „Wir müssen weg vom Denken in Heizungssystemen der Standard-Kleidergröße 36. Nicht für jedes Haus passt eine Wärmepumpe. Aber mit einem Pelletofen, der seine Wärme kanalisieren kann, wird selbst ein 50er-Jahre-Haus zukunftsfähig – schnell, sauber und bezahlbar.“
Alberto Martinez (Export Manager, Gruppo Piazzetta) und Stephan Kunstein (Inhaber Holz & Pellet Ofenzentrum NRW), der die Referenzanlage eingebaut hat.
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