ChatGPT und Co. – Arbeiten mit generativer KI in Wort und Bild.
Auf dem diesjährigen Kachelofenbauertag in Linstow hielt Kay Wittig, Geschäftsführer des FV-SHK Mecklenburg-Vorpommern, einen Impulsvortrag, der wohl niemandem im Auditorium kalt ließ: Er referierte über die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) im Allgemeinen und Nutzen und Risiken dieser Technologie für das Ofenbau-Handwerk.
Mit einer Mischung aus Faszination und bei vielen sicher auch einem leichten Gruseln verfolgten die Zuhörer, wie Wittig nach und nach vor dem Publikum ausrollte, was Künstliche Intelligenz vor allem seit Einführung der Plattform ChatGPT heute schon kann und vermutlich in näherer Zukunft noch können wird. Denn die künstliche Intelligenz hat sich in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt und wird dies weiter tun. Während KI-Systeme ursprünglich vor allem in der Industrie, im Finanzwesen oder der Logistik zum Einsatz kamen, profitieren mittlerweile auch kleinere Handwerksbetriebe von den Möglichkeiten, die diese Technologie bietet. Der große Sprung in die „Jedermann-Nutzung“ liegt gerade zwei Jahre zurück. Er ist eng mit Chat-GPT verbunden. Der Ofenbau bildet dabei keine Ausnahme. Doch welche Potenziale bietet KI tatsächlich für den Beruf des Ofenbauers, und wo liegen ihre Grenzen?
KI kann Routineaufgaben erledigen. Das macht Kapazitäten für Kreativität frei.«
Einsatzmöglichkeiten von KI im Ofenbau
Wenn es um digitale Innovationen geht, gilt die traditionelle Ofenbranche gemeinhin nicht gerade als Vorreiter, auch wenn die meisten Ofenbauer ihre Planungen inzwischen mit PaletteCAD machen und auch Spezialprogramme beispielsweise zur Zugberechnung nutzen. Aber generative KI, die selbst neue Inhalte aus mit Deep Learning eintrainiertem „Wissen“ erschaffen und auch kontinuierlich neu dazulernen kann, ist da dann doch noch mal ein ganz neues Feld. Wittig, der sich selbst auf diesem Gebiet als privat interessierten Laien bezeichnete, zeigte in Linstow auf, dass KI den Ofenbauer in vielen Bereichen seines Arbeitsalltags tatsächlich schon heute umfangreich entlasten kann. ChatGPT ist dabei lediglich ein besonders bekanntes Tool – neben diversen anderen, von denen Wittig exemplarisch auch einige erwähnte.
Besonders in folgenden Bereichen kann sich KI als nützlich erweisen:
Planung und Visualisierung: In die eben schon erwähnten CAD-Programme wird KI künftig verstärkt implementiert sein. Zum Teil findet das schon heute statt. Kunden können ihre Vorstellungen in ein System eingeben, das daraufhin fotorealistische Visualisierungen generiert. Dadurch können auch verschiedene Designs schneller verglichen und individuelle Anpassungen vorgenommen werden.
Materialbedarf und Kostenkalkulation: KI kann dabei helfen, den Materialbedarf exakter zu berechnen und daraus resultierende Kosten präziser zu kalkulieren. So lassen sich Fehler in der Planung vermeiden und Kostenoptimierungen erzielen. Dies ist insbesondere in Zeiten steigender Materialkosten ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Automatisierte Angebotserstellung: Durch die Verknüpfung von KI mit bestehenden Kalkulations- und Buchhaltungssystemen können automatisierte Angebote erstellt werden, die Kunden schnell und transparent Preise sowie mögliche Alternativen aufzeigen.
Arbeitsorganisation und Logistik: KI-gestützte Planungstools helfen dabei, Aufträge effizient zu koordinieren, Anlieferungen von Materialien zu optimieren und Monteure besser zu disponieren. Gerade für kleinere Betriebe mit begrenzten Kapazitäten kann dies eine erhebliche Erleichterung darstellen.
Kundenkommunikation: Chatbots und intelligente Assistenzsysteme können Routineanfragen beantworten, Terminvereinbarungen automatisieren und sogar erste Beratungsgespräche führen. Damit bleibt mehr Zeit für die persönliche Beratung und individuelle Planung komplexer Projekte.
Zukünftig werden KI-Tools standardmäßig in gängige Programme integriert sein.«
Die Grenzen der KI im Ofenbau
Trotz aller Fortschritte gibt es Bereiche, in denen KI an ihre Grenzen stößt und die Expertise des Ofenbauers unersetzlich bleibt:
Kreative und künstlerische Gestaltung: Jede individuell gestaltete Feuerstätte ist ein Unikat, das die künstlerische Handschrift des Ofenbauers und auch dessen Erfahrung erfordert. KI kann Vorschläge machen, aber die finale ästhetische Entscheidung und die handwerkliche Umsetzung obliegen doch dem menschlichen Profi. Die besondere Atmosphäre eines handgefertigten Kachelofens oder eines maßgeschneiderten Kaminbaus lässt sich nicht algorithmisch erzeugen.
Handwerkliche Präzision: Der Bau eines Ofens erfordert Fingerspitzengefühl, Erfahrung und handwerkliche Fertigkeiten, die durch Maschinen oder KI nicht ersetzt werden können. Besonders in der Montage, beim Setzen der Kacheln oder beim Feinschliff zeigt sich, dass die menschliche Hand unersetzlich bleibt.
Kundenerwartungen und persönliche Beratung: Kunden suchen oft nicht nur nach einer technischen Lösung, sondern nach einer individuellen Beratung, die nur ein erfahrener Handwerker „als Mensch“ leisten kann. Die persönliche Beziehung zum Kunden, das Gespür für seine Bedürfnisse und das Vertrauen in die Kompetenz des Ofenbauers sind durch eine KI nicht zu ersetzen.
Baurechtliche Vorgaben und Sicherheitsaspekte: Hier ist menschliches Wissen gefragt, um Normen und Vorschriften korrekt zu interpretieren und individuell anzuwenden. Gerade bei sicherheitsrelevanten Aspekten wie dem Brandschutz oder der Einhaltung von Umweltauflagen kann KI nur unterstützend wirken, aber nicht die Verantwortung des Fachmanns übernehmen.
Der Fehlerteufel im Detail – und was man dagegen tun kann
Gerade zum letzten Punkt schickte Wittig auch eine Warnung an sein Publikum: Man kann sich nicht per se auf die von einer KI erzeugten „Fakten“ verlassen. „Sie werden es kaum erleben, dass beispielsweise ChatGPT auf einen Prompt, eine Frage, keine Antwort gibt. Sie werden also fast immer ein sehr plausibel klingendes Ergebnis präsentiert bekommen, auch wenn sich dies bei genauerer Betrachtung mitunter sachlich als völliger Humbug erweist. Man spricht dann vom ‚Halluzinieren‘“, so Wittig. „Halluzinieren bei KI bedeutet, dass eine KI, insbesondere ein Sprachmodell wie ChatGPT, Informationen erfindet oder falsche Antworten gibt, die überzeugend klingen, aber nicht der Realität entsprechen.“ Dafür gibt es folgende Gründe:
Mustererkennung statt Wissen KI-Modelle wie ChatGPT basieren nicht auf echtem Verständnis oder Faktenwissen, sondern erkennen Muster in riesigen Datenmengen. Manchmal erzeugen sie Antworten, die statistisch plausibel erscheinen, aber faktisch falsch sind.
Datenlücken Wenn eine KI keine ausreichenden Informationen zu einem Thema hat, versucht sie, auf Basis ähnlicher Daten zu extrapolieren – dabei kann es zu Fehlern kommen.
Übermäßige Kreativität Sprachmodelle sind darauf trainiert, flüssige und natürliche Antworten zu geben. Manchmal generieren sie erfundene Inhalte, weil sie darauf optimiert sind, „immer eine Antwort“ zu geben, anstatt „ich weiß es nicht“ zu sagen.
Falsche Generalisierung Die KI könnte aus echten Informationen falsche Schlüsse ziehen oder unterschiedliche Konzepte miteinander vermischen.
Beispiele für KI-Halluzinationen können erfundene Quellen sein, aber auch falsche Fakten (eine KI könnte beispielsweise behaupten, dass München die Hauptstadt der Schweiz sei), ferner nicht existierende Personen oder Zitate (Albert Einstein sagte einmal: „KI wird die Menschheit regieren.“ Ein solches Zitat gibt es nicht).
Man ist also gut beraten, grundsätzlich die Fakten mit verlässlichen Quellen gegenzuchecken. Das gilt insbesondere bei Fachthemen. Mitunter liefert die KI beim zweiten Anlauf eine völlig andere (und dann korrekte) Antwort, wenn man sie auf Unstimmigkeiten hinweist, beispielsweise so: „Bei der steuerlichen Bewertung meiner Frage zu den Bewirtungskosten ist Dir ein Fehler unterlaufen. Bitte prüfe Deine Antwort noch einmal nach und korrigiere sie.“ Dazu muss man natürlich selbst erkennen, dass eine erste Antwort falsch war.
Die präzise Formulierung des Prompts beeinflusst die Qualität des KI-Ergebnisses wesentlich.«
Eine KI-generierte Hymne zum Kachelofenbauertag …
Schließlich hatte Wittig mit einer rockig-poppigen Hymne zum Kachelofenbauertag noch ein Schmankerl im Köcher. Die generieren zu lassen habe ihn rund eine Viertelstunde Zeit gekostet. Erst ließ Wittig sich nach Themenvorgabe einen Text für das Lied bauen, um dann mit dem KI-Tool „Suno“ eine „catchy“ klingende Melodie dazu komponieren zu lassen. Spätestens an dieser Stelle klappten dann doch bei einigen die Münder herunter. Und das alles, obwohl wir uns nach Wittigs Auskunft zurzeit noch im Level 1 (Schwache KI – spezialisiert auf eine bestimmte Aufgabe) befinden und das Level 2 (Starke KI – Form der KI mit Bewusstsein, die menschliche Intelligenz in allen Bereichen nachbilden kann) noch nicht existiert, vom höchsten denkbaren Level 3 (Superintelligente KI – eine KI, die menschliche Intelligenz weit übersteigt) ganz zu schweigen.
Fazit: KI als Werkzeug, nicht als Ersatz
Die KI kann den Ofenbauer in vielfältiger Weise unterstützen, indem sie ihm zeitraubende Routineaufgaben abnimmt und ihm dadurch mehr Kapazitäten für kreative und anspruchsvolle Arbeiten verschafft. Sie ist jedoch kein Ersatz für die künstlerische Gestaltung, das handwerkliche Können und das Fachwissen, das den traditionellen Ofenbau ausmacht. Wer KI geschickt einsetzt, kann davon profitieren, indem er effizienter arbeitet und seinen Kunden einen noch besseren Service bietet. Doch letztlich bleibt der Mensch unersetzlich – als Planer, Gestalter und erfahrener Handwerker. KI ist kein Zauberwerkzeug, sondern eine Hilfe, die ihre Stärken nur entfalten kann, wenn sie an der richtigen Stelle eingesetzt wird.
Hinweis: Dieser Beitrag wurde mit KI optimiert – ChatGPT sorgte für die Gliederung und die Erstellung der Zwischentitel.
Foto: SHK Mecklenburg-Vorpommern
Dieses Bild eines roten Kachelofens wurde mit dem in ChatGPT integrierten Programm DALL-E erstellt. Durch einen relativ einfachen Prompt: „Ich wünsche ein Bild von einem Kachelofen mit roter Keramik in einem modernen Wohnumfeld“ kann das Ergebnis noch nicht wirklich überzeugen.
Foto: SHK Mecklenburg-Vorpommern
Verfeinert man die Suchanfrage dahingehend, dass bitte auch der Ofen etwas moderner aussehen möge, wird das Ergebnis zumindest etwas besser.
Foto: SHK Mecklenburg-Vorpommern
Auch das Ambiente lässt sich einfach in einen „Mid Century-Einrichtungsstil mit skandinavischen Designermöbeln, dem auch der Ofen angepasst sein möge“ ändern. Insgesamt erfüllt ChatGPT, aber auch DALL-E lediglich Basisanforderungen für die Bildgenerierung. Andere Programme wie das kostenpflichtige Midjourney können das bedeutend besser.
Von größter Bedeutung beim Einsatz von KI ist die präzise Formulierung von Prompts – also der Eingaben, mit denen die KI gefüttert wird. Gerade im Handwerk ist es entscheidend, sehr korrekt und spezifisch zu sein, um brauchbare Ergebnisse zu erhalten. Ein zu allgemein gehaltener Prompt wie „Erstelle einen Entwurf für einen Kamin“ liefert oft wenig verwertbare Vorschläge. Gibt man aber stattdessen genauere Vorgaben ein – etwa zu Maßen, Materialien, Baustilen oder besonderen Kundenwünschen – kann die KI viel gezieltere und realistischere Entwürfe generieren. Hier zeigt sich also ganz deutlich, dass die KI kein autonomer Planer ist, sondern vielmehr ein Werkzeug, das nur so gut arbeitet, wie es vom Menschen geführt wird. Durch eine detailreiche Prompt-Formulierung lässt sich übrigens auch ein typisches Merkmal vieler KI-Texte vermeiden – der „Politiker-Sprech“: Mit vielen Worten wenig zu sagen, in Allgemeinplätzen zu antworten.
Info
Unterstützung bei der Implementierung von KI ins Arbeitsumfeld des Handwerksbetriebs bietet übrigens auch der FV SHK Mecklenburg-Vorpommern an. Entsprechende Schulungsangebote für Innungsbetriebe finden sich in unregelmäßigen Abständen auf der Webseite des Fachverbands (www.installateur-mv.de unter dem Menüpunkt „Veranstaltungen“) oder auch nach konkreter Anfrage, ebenfalls über die Webseite.
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