Auch die 10. technische Tagung der pfälzischen Innung war wieder sehr gut besucht.
Am 24. September 2025 trafen sich in Kirchheimbolanden über 90 Ofenbauer, Schornsteinfeger und Herstellervertreter aus dem gesamten Bundesgebiet zur 10. Technischen Innungsversammlung der Ofen- und Luftheizungsbauerinnung der Pfalz. Die eintägige Schulung behandelte Themen vom „Ofenführerschein“ über Materialkunde und Produktneuheiten bis zur letzten TROL-Fortschreibung und der neuen EN 16510.
Obermeister Stephan Kohl eröffnete und moderierte die Jubiläumsveranstaltung – nicht ohne einem weit angereisten Publikum (bis hinauf in den Raum Hannover) für dessen„Opfer- und Leidensbereitschaft“ humorvoll zu danken. Das Format – gemeinsame Einladung von Ofenbauern und Schornsteinfegern, ganztägig kulinarisch versorgt – hat sich im Branchenkalender fest etabliert.
Auftakt mit dem „Ofenführerschein“
Den Start machte Max Kummrow, Geschäftsführer von Ofenakademie.de, mit einem kurzweiligen Einblick in die Praxis des Ofenführerscheins. Kundinnen und Kunden lernen damit online, wie sie ihren Ofen richtig befeuern – mit unbegrenztem Zugriff auf die Inhalte. Kummrow machte die Teilnehmenden der Tagung gleich zu„Führerscheinaspiranten“, indem er sie über eine Live-Vorführung spielerisch mit ihren eigenen Smartphones auf Tempo Antworten zu den Fragen finden ließ. Dass der Gewinner dieses Spiels Stephan Kohl hieß, war nicht beeinflusst.
Gemeinsame Einladung von Schornsteinfegern und Ofenbauern hat sich bei der Innungsversammlung Pfalz fest etabliert.«
Materialkunde & Neuheit: „S3 DUO“ als Panorama-Kamineinsatz
Austroflamm-Geschäftsführer Andreas Schönfeld, spannte den Bogen von Verarbeitungsmaterialien zu typischen Fehlerbildern – ein Thema, das selbst bei erfahrenen Ofenbauern für Aha-Momente sorgte. Im zweiten Teil präsentierte er den„S3 DUO“: einen Hybrid-Kamineinsatz für Scheitholz und Pellets in Panorama-Ausführung. Hybrid-Brenner sind bekannt – in dieser gestalterisch starken, raumprägenden Form gilt der„S3 DUO“ als vielbeachtete Weltneuheit und zeigte, wohin die Reise bei flexiblen Feuerstätten gehen kann.
Normen im Wandel: TROL-Fortschreibung und EU-Ausblick
Mit sichtbarer Praxisnähe gab Jens Hilt, Ofenbaumeister aus Paderborn und Bundesfachgruppenleiter, einen strukturierten Überblick über geplante Neuerungen in der TROL und den europäischen Normungsfahrplan.„Unser Bundeskanzler“, wie Kohl ihn augenzwinkernd anmoderierte, ordnete anstehende Anforderungen ein, zeigte Spielräume und mögliche Auswirkungen auf Planung, Dokumentation und Abnahme – ein Vortrag, der in den Betrieben direkt ankommt.
Produktnorm EN 16510: Wer frühzeitig prüft, dokumentiert und kommuniziert, wird die Umstellung nicht nur meistern, sondern als Qualitätsargument nutzen.«
EN 16510: Entzerrt, erklärt – und ernst zu nehmen
Am Nachmittag folgte mit Tobe Hinrichs (Leda Werk GmbH) einer der profiliertesten Technikreferenten der Branche. Sein Fokus: die neue Produktnorm EN 16510, die ab 9. November 2025 gleich fünf bekannte Normen ersetzt (u. a. EN 13240, EN 13229, EN 12815, EN 12809, EN 14785). Hinrichs nahm Ängste, benannte aber klar die Konsequenzen – insbesondere geänderte Brandschutzanforderungen und Strahlungsabstände. Quintessenz: Wer frühzeitig prüft, dokumentiert und kommuniziert, wird die Umstellung nicht nur meistern, sondern als Qualitätsargument nutzen.
Aus der Kehr- und Auslegungspraxis
Der technische Landesinnungswart der Schornsteinfeger in Rheinland-Pfalz, Michael Kühner, beleuchtete aktuelle LAI-Auslegungsfragen, eine neue ESCHFOE-Studie sowie die„staubarme Kehrung“ als neuen Bestandteil der DIN 18160. Der Einblick zeigte: Gute Normenkenntnis ist Teamarbeit – und die Schnittstelle zwischen Ofenbau und Schornsteinfegerhandwerk entscheidet oft über Reibungsverluste oder reibungslose Projekte.
Wir haben keinen Auszubildenden-Mangel, wir haben einen Ausbildermangel.«
Wenn’s ernst wird: Fälle aus der SV-Praxis
Zum Abschluss stellten Stephan Kohl und der ö.b.u.v. Sachverständige Ralf Schnor (Mannheim) prägnante Fälle aus der Praxis vor. Die Botschaft war unmissverständlich: Keine Schornsteinberechnung bei geplanten Maßnahmen oder ein nie abgenommener Schornstein trotz vorhandener Bausubstanz können weitreichende, im Extrem existenzielle Folgen haben – für Betriebe wie für Kunden. Die Beispiele lieferten wertvolle Argumente für saubere Planung, vollständige Unterlagen und konsequente Abnahmen.
Nachwuchs – jetzt handeln
Besonders eindringlich fiel Kohls Appell zur Ausbildung aus: Weniger als zehn Prozent der Ofenbaubetriebe bilden derzeit aus.„Wir haben keinen Auszubildenden-Mangel, wir haben einen Ausbildermangel“, so Kohl. Sein Rezept: aktive Präsenz in Schulen, auf Berufsorientierungstagen und konsequente Angebote für Praktika. Wer den Nachwuchs sucht, findet ihn – aber nicht vom Schreibtisch aus.
Die 11. technische Innungsversammlung der pfälzischen Ofen- und Luftheizungsbauerinnung findet am Donnerstag, den 24.09.2026 statt.