Von links: Technikerin Karin Ressl, Marketingleiter Thomas Binder-Krieglstein und Geschäftsführer Heinz Wallner begleiteten uns auf dem Werksrundgang.
Mit insgesamt acht Produktionsstandorten in Europa, Amerika und in Asien sowie weltweiten Vertriebsvertretungen ist die österreichische Rath-Gruppe Partner für Feuerfest-Produkte und maßgeschneiderte Lösungen. Wir haben den für Ofenbauprodukte relevantesten Unternehmenszweig besucht, die Aug. Rath jun. GmbH in Krummnussbaum. Hier liegt auch die Keimzelle des Unternehmens.
Wer in Mitteleuropa mit hochwertiger Schamotte arbeitet, kennt das Unternehmen Rath und nutzt oft auch dessen Produkte. Der österreichische Hersteller hitzebeständiger Werkstoffe blickt nicht nur auf eine lange Firmengeschichte zurück, sondern gehört heute zu den führenden Spezialisten für feuerfeste Materialien in Europa – mit einem klaren Fokus auf Qualität, Forschung und maßgeschneiderte Lösungen. Am Standort Krummnussbaum in Niederösterreich betreibt die Aug. Rath jun. GmbH ihr traditionsreichstes Werk. Das haben wir im April dieses Jahres besucht. Es war ein aufschlussreicher Blick hinter die Kulissen der Schamottefertigung, den wir für Sie nachfolgend in Wort und Bild nachzeichnen.
Vom Bauhandwerk zur Feuerfestkompetenz
Die Wurzeln des Unternehmens reichen zurück ins Jahr 1891, als der Wiener Baumeister August Rath gemeinsam mit seinem Sohn August Rath junior begann, sich mit feuerfesten Materialien für den Hochofenbau zu beschäftigen. Was als handwerklicher Betrieb begann, entwickelte sich bald zu einer industriellen Fertigung – die Nachfrage nach feuerfesten Baustoffen stieg mit der Industrialisierung rasant an. Bereits 1896 wurde der Standort in Krummnussbaum gegründet, ideal gelegen an der Westbahn und nahe der Donau, um Rohstoffe wie Ton effizient zu transportieren.
Der Standort Krummnussbaum ist bis heute das Herz der Schamotteproduktion.«
In den Jahrzehnten danach wuchs Rath stetig – sowohl geografisch als auch technologisch. Neue Werke in Österreich, Deutschland, Ungarn, den USA und China kamen hinzu. Dennoch blieb der Standort Krummnussbaum bis heute das Herz der Schamotteproduktion – nicht nur als Produktionsstätte, sondern auch als Standort mit hoher Entwicklungskompetenz für den handwerklichen Kachelofenbau.
Maßgeschneiderte Schamottesteine für den Ofenbau
Wer einen klassischen Kachelofen plant oder baut, hat ganz bestimmte Anforderungen an das Material: Hitzeverträglichkeit, Wärmespeicherung, Maßhaltigkeit und nicht zuletzt Bearbeitbarkeit auf der Baustelle. Genau hier liegt eine der großen Stärken von Rath: Das Unternehmen produziert maßgefertigte Schamottesteine, die sich nicht nur durch ihre physikalischen Eigenschaften auszeichnen, sondern auch durch ihre praxisnahe Ausführung.
Die Produktpalette umfasst unter anderem:
Dichte Schamotte in verschiedenen Qualitäten, z. B. Rath Altra oder Rath SM-Keramik, jeweils abgestimmt auf Temperaturbereiche und Wärmespeicherfähigkeit.
Individuelle Formsteine, die nach CAD-Plänen und Kundenanforderungen gefertigt werden – ideal für anspruchsvolle Ofenkonstruktionen.
Kleinformatige Ausmauersteine und Platten, die sich besonders für Reparaturen oder Ergänzungen eignen.
Montageschamotte, z. B. als Platten oder Segmente für moderne Speicheröfen.
Passende Mörtel und Kleber, abgestimmt auf die jeweiligen Schamottetypen und Einsatzgebiete.
Besonders hervorzuheben ist das Sortiment für handwerklich gesetzte Kachelöfen, das in enger Abstimmung mit Hafnern und Ofensetzern entwickelt wurde. So bietet Rath nicht nur das Material, sondern auch praxisnahes Wissen für den Ofenbau – von der idealen Wandstärke über die richtige Fugentechnik bis hin zu Fragen der Speicherwirkung.
Produktschwerpunkt Speicheröfen
Ein wachsendes Marktsegment bedient Rath gezielt mit speichermassiven Komponenten für moderne, emissionsarme Speicheröfen. Die Montageschamotten der Typen Rath HSM und Altra Heat zeichnen sich durch hohe Rohdichte, sehr gute Wärmespeicherfähigkeit und eine vergleichsweise einfache Verarbeitung aus. Formsteine mit Nut-und-Feder-Systemen oder spezielle Heizgasführungsplatten ermöglichen nicht nur eine schnelle Montage, sondern auch eine präzise Abstimmung auf das gewünschte Heizverhalten.
Hier wird nicht nur Material für den Ofenbau geboten, sondern auch praktisches Wissen.«
Darüber hinaus bietet Rath auf Wunsch individuelle Speicherkerne – konfektioniert nach Ofenplänen oder als modulare Baugruppen für Serienöfen. Auch bei sogenannten Kombispeicheröfen, die Strahlungswärme und Warmlufttechnik verbinden, liefert Rath passende Schamotten und konstruktive Lösungen. So profitieren Ofenbauer von langlebigen, effizienten und formstabilen Komponenten – entwickelt für eine nachhaltige Wärmenutzung und hohen Wohnkomfort.
Forschung, Entwicklung und Nachhaltigkeit
Trotz seiner langen Geschichte ist das Unternehmen alles andere als altmodisch. Im Gegenteil: Rath investiert laufend in die Forschung und Entwicklung neuer Materialien. Der Standort Krummnussbaum verfügt über ein eigenes Forschungslabor, in dem Schamotten weiterentwickelt und auf unterschiedlichste Belastungen getestet werden. Dabei geht es nicht nur um höhere Temperaturen oder bessere Speicherfähigkeit, sondern auch um Aspekte wie Ressourcenschonung und CO₂-Reduktion. Denn in Zeiten wachsender ökologischer Anforderungen kommt es nicht nur auf langlebige Materialien für effiziente und emissionsarme Feuerstätten an, die mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz das Klima schützen, sondern das Thema ist schon bei der Herstellung der entsprechenden Ofenbauprodukte relevant. Das Unternehmen Rath setzt deshalb auch auf Effizienz in der Produktion und auf nachhaltige Produktkonzepte. So folgt die Auswahl der Rohstoffe strengen Umweltkriterien; lokale Tonvorkommen werden bevorzugt genutzt, um Transportemissionen zu reduzieren. Die verwendeten Schamotten sind vollständig recyclingfähig – ein zunehmend wichtiger werdender Faktor für den modernen Ofenbau. Auch thermische Prozesse in der Fertigung wurden in den letzten Jahren optimiert, um den Energieverbrauch pro Tonne Produkt signifikant zu senken. In den vergangenen Jahren hat Rath unter anderem in moderne Tunnelöfen mit Wärmerückgewinnung und ein optimiertes Rohstoffmanagement investiert. Rath versteht Nachhaltigkeit dabei nicht als Trend, sondern als integralen Bestandteil der Unternehmensstrategie – auch im Hinblick auf die Verantwortung gegenüber künftigen Generationen.
Partner des Handwerks – auch in Deutschland
Für viele Hafner in Deutschland ist Rath seit Jahrzehnten ein Begriff. Die Nähe zur österreichischen Grenze – Krummnussbaum liegt nur rund 150 Kilometer von Passau entfernt – erleichtert die Zusammenarbeit und die logistische Versorgung. Darüber hinaus verfügt Rath über ein breites Händlernetz und eine exzellente Beratung im Außendienst. Schulungen, Materialmuster und technische Unterlagen gehören ebenso zum Service wie individuelle Projektunterstützung. Zudem arbeitet Rath eng mit branchenspezifischen Ausbildungsstätten und Institutionen zusammen – darunter die Landesfachschulen für Ofenbau oder Fachverbände in Deutschland und Österreich. So wird nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch der Dialog zwischen Industrie und Handwerk gepflegt.
Denn ein perfektes Endergebnis beginnt bei der Vorbereitung. Für die optimale Planung Ihres Kachelofens stehen Ihnen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des hauseigenen Planungsbüros mit langjähriger Erfahrung, Fachwissen und Kompetenz zur Verfügung. Sie haben somit qualifizierte Ansprechpartner an Ihrer Seite, die nicht nur fachlich kompetent sind, sondern auch schnell und gründlich die Aspekte Ihrer Aufgabenstellung analysieren, um Lösungswege zu finden.
Foto: Martin Henze
Auch am Standort Krummnussbaum werden noch Materialien für die Schamotteproduktion abgebaut. Der überwiegende Teil kommt allerdings aus den internationalen Standorten, wobei immer auf möglichst kurze Wege geachtet wird.
Foto: Martin Henze
Das Werksgelände in Krummnussbaum aus der Vogelperspektive.
Foto: Martin Henze
Im Schulungsraum konnten wir schon im April den kompakten Kachelofeneinsatz sehen, der als Messeneuheit auf der WoF präsentiert wurde.
Foto: Martin Henze
Rohmaterial im Außenlager.
Foto: Martin Henze
Eine der Produktionsstraßen für Schamotte und andere Feuerfest-Materialen am Standort Krummnussbaum.
Foto: Martin Henze
Heinz Wallner, Geschäftsführer der Aug. Rath jun. GmbH, ist ein „Hands-on-Typ“ und häufig auch selbst in der Produktion anzutreffen.
Foto: Martin Henze
Die Endbearbeitung durch Fräsen und Schneiden ist Präzisionsarbeit.
Foto: Martin Henze
Wie beim Bäcker, nur größer: Schamotte-Plattenware wird hier zum Brand vorgetrocknet.
Foto: Martin Henze
Zwischenlager für Sackware.
Foto: Martin Henze
Die modernen Brennöfen in der Produktion arbeiten dank Wärmerückgewinnung energieeffizient. Trotzdem sind die Energiekosten ein besonders relevanter Faktor für das Unternehmen.
Foto: Martin Henze
Besonders komplexe Geometrien von Feuerfest-Produkten werden fachkundig in Handarbeit hergestellt.
Foto: Martin Henze
Auf Kundenwunsch können auch komplex geformte Feuerfest-Materialien individuell und in beliebiger Stückzahl hergestellt werden.
Foto: Martin Henze
Und das kann am Ende daraus werden: Ein komplett mit Rath Feuerraum und Zugsystem beim Kunden erstellter Kachelofen.
Foto: Martin Henze
Von Kummnussbaum in alle Welt: Fertig palettierte Schamotte wartet auf den Versand.
ÜBER DIE RATH AG
Die Aug. Rath jun. GmbH ist ein wesentlicher Bestandteil der Rath Gruppe (Rath AG), die sich im Laufe des 20. Jahrhunderts aus dem ursprünglichen Familienbetrieb heraus entwickelt hat. Der entscheidende Schritt hin zu einer international agierenden Unternehmensgruppe erfolgte in den 1970er- und 1980er-Jahren, als Rath begann, auch außerhalb Österreichs eigene Werke zu gründen oder zu übernehmen – zunächst in Deutschland und Ungarn, später auch in den USA und in Asien.
Heute besteht die Rath AG mit Sitz in Wien als Holdinggesellschaft, unter deren Dach sich verschiedene Tochterfirmen in Europa, Nordamerika und Asien befinden. Dazu zählen neben der Aug. Rath jun. GmbH auch Produktionsstandorte in Deutschland (z. B. in Meißen, Mönchengladbach und Bennewitz), Ungarn, den USA und China. Die Gruppe beschäftigt insgesamt rund 600 Mitarbeitende weltweit und konzentriert sich auf die Entwicklung und Fertigung maßgeschneiderter feuerfester Lösungen – von der Schamotte für den Ofenbau bis zu Hightech-Keramiken für die Industrie.
Trotz der internationalen Ausrichtung bleibt der Standort Krummnussbaum ein zentrales Element innerhalb der Gruppe – nicht nur als historisches Stammwerk, sondern auch als Innovationsstandort mit hoher Fertigungstiefe. Die Einbindung in die Rath-Gruppe ermöglicht es der Aug. Rath jun. GmbH, Synergien zu nutzen – etwa im Bereich Forschung, Rohstofflogistik oder Qualitätsmanagement – und gleichzeitig die enge Verbindung zum handwerklichen Ofenbau zu pflegen.
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