Veranstaltungsort war der Sitz des bayerischen Kaminkehrerhandwerks mit Ausbildungszentrum in München.
Die Wärmewende verändert die Gebäudetechnik tiefgreifend – und stellt auch die Feuerstättenbranche vor neue Aufgaben. Beim 23. Fachsymposium „Wärme, Wandel, Wirklichkeit – Zukunft bauen ohne Rückwärtsgang“, das am 22. September 2025 beim Landesinnungsverband des bayerischen Kaminkehrerhandwerks in München stattfand, standen daher insbesondere die Entwicklungen rund um Festbrennstoff-Feuerstätten und Abgasführung im Mittelpunkt.
Bereits zum 23. Mal versammelten sich über 30 Fachjournalisten der Bau- und Energie-Medien beim Pressesymposium, ausgerichtet von der auf dieses Themenfeld spezialisierten Agentur Waldecker PR. Bei den Vorträgen war auch viel Relevantes für die Feuerstättenbrache dabei – und wir vom K&L-Magazin.
Strengere Emissionsgrenzen für Festbrennstoff-Anlagen
Zum Auftakt sprach Judith Krauter, Vorstand Technik im Landesinnungsverband des Schornsteinfegerhandwerks Baden-Württemberg. Sie stellte klar, dass die Anforderungen an Holz- und Pelletfeuerungen in den kommenden Jahren deutlich zunehmen werden. Die neue europäische Ökodesign-Richtlinie bringe strengere Grenzwerte – insbesondere bei Feinstaubemissionen. Ohne zusätzliche Maßnahmen wie elektrostatische Partikelabscheider werde es künftig kaum möglich sein, diese einzuhalten. Krauter plädierte dafür, sich frühzeitig auf die kommende Gesetzgebung vorzubereiten: Nur wer rechtzeitig investiere und Innovationen integriere, könne die Holzfeuerstätte langfristig zukunftssicher machen.
Abgasführung im Wandel: „Heute Sonderlösung, morgen Standard“
Alexander Root, CEO der Raab-Gruppe, widmete sich den verschärften gesetzlichen Vorgaben aus § 19 der 1. BImSchV und der VDI 3781 Blatt 4. Besonders in dichter Bebauung, so Root, entstünden neue Anforderungen an Abgasführung und Schornsteinhöhen. Die Raab-Gruppe präsentierte emissionsarme Systeme, die den LAI-Kriterien der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft für Immissionsschutz für abweichende Schornsteinhöhen entsprechen. Roots klare Botschaft:„Was heute als Sonderlösung gilt, muss morgen Standard sein.“ Nur so könne die Branche zukunftsfähige Lösungen schaffen, die Effizienz, Sicherheit und Umweltverträglichkeit vereinen.
Saubere Luft muss als Menschenrecht gelten – wie es auch die Vereinten Nationen fordern.«
Gleichmäßige Wärme und Effizienz: das Piazzetta-System
Wie sich der klassische Ofenbau mit moderner Regeltechnik und Komfortanspruch verbinden lässt, zeigten Alberto Martinez (Export Manager, Gruppo Piazzetta) und Stephan Kunstein (Inhaber Holz & Pellet Ofenzentrum NRW). Besonders spannend ist dabei das patentierte„Multifuoco“-System, mit dem sich im Gebäudebestand wie im Neubau kostengünstig ein behagliches Raumklima erzielen lässt, unterstützend oder gar als Ersatz weiterer Wärmeerzeuger. Ein im Vortrag gezeigtes Praxisbeispiel sehen Sie in dieser Ausgabe, Seite 28.
Messen, checken und kehren mit Wöhler
Längst sind die Produkte der Wöhler GmbH nicht nur bei Schornsteinfegern beliebt, sondern deren Mess- und Analysegeräte werden auch von Ofenbaubetrieben gerne und regelmäßig genutzt. Dr. Michael Poeplau unternahm einen Streifzug durch die 90-jährige Firmenhistorie des in Bad Wünnenberg beheimateten Unternehmens und stellte ausgewählte neue Produkte vor.
Mess- und Analysegeräte werden auch von Ofenbaubetrieben gern genutzt.«
„Sind wir noch zu retten?“ – Klimaziele als gemeinsame Aufgabe
Mit einem eindringlichen Appell beendete Uwe Schumann, Leiter Verbandsarbeit & Wissensmanagement bei der Pluggit GmbH, den Symposiumstag. Sein Vortrag rückte die übergeordnete Perspektive in den Fokus: Ab 2030 verlangt die neue EU-EPBD-Richtlinie Nullemissionsgebäude. Deutschland müsse seine Klimaziele nachschärfen, eine umfassende GEG-Novelle sei unvermeidlich.„Saubere Luft muss als Menschenrecht gelten – wie es auch die Vereinten Nationen fordern“, so Uwe Schumann. Seine eindringliche Botschaft an Politik und Handwerk: Die Zeit der inkrementellen Schritte ist vorbei, nur entschlossenes Handeln führt zum Ziel.
Weitere Themen am Rande
Neben den ofenrelevanten Vorträgen wurden auf dem Symposium auch technische Fortschritte aus angrenzenden Bereichen vorgestellt – etwa neue hydraulische Speicherlösungen (LINK3) oder Schallschutzkonzepte für Wärmepumpen (ATEC). Sie unterstrichen, dass die Wärmewende nur im Zusammenspiel vieler Gewerke gelingen kann.
Fazit
Das Fachsymposium in München zeigte deutlich: Die Feuerstätte ist kein Auslaufmodell, sondern Teil einer zukunftsfähigen Heizstrategie. Mit emissionsarmer Abgasführung, intelligenter Regeltechnik und einer klaren Positionierung als „nachhaltige Wärmequelle“ kann der Ofenbau seine Rolle in der Energiewende behaupten. Jetzt sind konsequente politische Rahmenbedingungen und mutige Innovationen gefragt – für eine Zukunft ohne Rückwärtsgang.
Uwe Schumann
Foto: Martin Henze
BFV-Geschäftsführer Ralf Maul (Mitte) hieß die Teilnehmer des Symposiums in den Räumen der Bayerischen Kaminkehrerinnung herzlich willkommen. Dieter Last (links) moderierte die Veranstaltung, organisiert von Michaela Waldecker (rechts).
Foto: Martin Henze
Judith Krauter, Technikvorstand des Schornsteinfeger-LIV Baden-Württemberg, verwies auf künftig strengere Anforderungen an Emissionen.
Foto: Martin Henze
Raab-Geschäftsführer Alexander Root zeigte Wege auf, die neuen Ableitbedingungen normgerecht zu erfüllen.
Foto: Martin Henze
Praktiker Stephan Kunstein, Holz & Pellet Ofenzentrum NRW, stellte das„Multifuoco“-System als kostengünstige Option zur häuslichen Wärmeversorgung vor.
Foto: Martin Henze
Dr. Michael Poeplau zeigte Einsatzmöglichkeiten neuer Mess- und Analysegeräte der Firma Wöhler.
Foto: Martin Henze
Mittendrin statt nur dabei: Symposiumsteilnehmer machten einen Rundgang durch die Schulungsräume der bayerischen Schornsteinfegerinnung.
Foto: Martin Henze
Über 30 Fachjournalisten folgten dem spannenden Programm des Symposiums.
Foto: Martin Henze
Uwe Schumann (Pluggit) warnte eindringlich vor den dramatischen Folgen einer „verschlafenen“ Klimaschutzpolitik.
Wärmewende
Die Wärmewende ist unumgänglich und muss schnell, effizient und gut gelöst werden. Steigende Energiekosten sind nur eine von vielen folgenschweren Auswirkungen des Klimawandels, die dringendes Handeln erfordern. Im TGA-Symposium wurde klar: Die Werkzeuge dafür sind vorhanden. Es gilt, sie unverzüglich einzusetzen.
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