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Stimmungsbarometer

Was erwartet die Branche im nächsten Jahr?

Wie üblich haben wir uns auch für das aktuelle Stimmungsbarometer bei Handwerkern, Verbänden und der Industrie umgehört, um ein differenziertes Bild zu zeichnen. Dass unter den Antwortenden gleich drei Schornsteinhersteller sind, die an anderer Stelle im Heft ebenfalls mit ihren Produkten vertreten sind, ist eher ein Zufall. Ihre Antworten lassen allerdings auch Rückschlüsse auf die Energieversorgung im Neubau und Neubautätigkeit allgemein zu, denn Schornsteine werden ja häufig – und hoffentlich – gleich zu Beginn mit eingeplant. Oder eben auch nicht. Die Mehrzahl der Antworten erreichten uns übrigens noch kurz vor der Verabschiedung des neuen Gebäudeenergiegesetzes. Da hier davon auszugehen ist, dass es darum auch künftig noch Diskussionen oder gar Änderungen geben wird, haben sie nach wie vor Gültigkeit.

Geantwortet haben uns:

  • Jens Hilt als Ofenbaumeister und BUFA-Vorsitzender
  • Guido Eichel, Vorstand des GVOB
  • Günter Meurer, Ofenbaumeister und Betreiber von zwei Ofenbaubetrieben
  • Jürgen Böhm, Erlus
  • Alexander Root, Raab
  • Karl-Heinz Schräder, Schräder
  • K&L-Magazin: Wie beurteilen Sie die allgemeine Investitionsbereitschaft der privaten Haushalte für handwerklich errichtete Feuerstätten?

    Jens Hilt: Zurückhaltend. Nach den Corona-Jahren, in denen die privaten Hausbesitzer alle in ihr Eigenheim investiert haben, herrscht jetzt eher Zurückhaltung. Investitionen werden eher zurückgestellt, da die Verunsicherung der Verbraucher groß geworden ist, was für Kosten zu gestiegenen Heiz- und Energiekosten auf Hausbesitzer sonst noch zukommen. Zusätzlich ist der Wohnungsneubau massiv eingebrochen. Steigende Baukosten und Zinsen machen einen Neubau für viele junge Familien unerschwinglich.

    Guido Eichel: Aus dem Vorjahr existiert aufgrund der fehlenden Lieferfähigkeit einzelner Produkte und der arbeitszeitlichen Kapazitätsgrenze des Handwerks noch ein hohes Auftragspolster, das erst einmal abgearbeitet werden muss. Weiter wird die Höhe der Energiekosten die Verbraucher im vierten Quartal dazu animieren, über Alternativen nachzudenken. Die Einzelfeuerstätte – insbesondere der Kaminofen – wird im vierten Quartal noch einmal ein Nachfragehoch erleben.

    Günter Meurer: Zunächst möchte ich zwischen Investitionen im Neubau und Umbaumaßnahmen in bereits bewohnten Häusern unterscheiden. Wir haben immer schon deutlich häufiger in bewohnten Häusern als in Neubauten gearbeitet. In diesem Bereich ist die Nachfrage nach Austausch, aber auch nach Neubau/Neuinstallation nach wie vor sehr hoch. Wir müssen uns aber auch ein Stück weit ehrlich machen, denn wir als Ofenbauer, die in der Lage sind, solche handwerklichen Arbeiten durchzuführen, werden immer weniger, und deshalb steigt bei den wenigen verbliebenen Betrieben die Nachfrage, auch wenn es objektiv vielleicht gar keine so hohe Nachfrage gibt.

    Jürgen Böhm: Als Hersteller keramischer Schornsteinsysteme sind wir naturgemäß stark auf den Neubau fokussiert. Hier stellen wir fest, dass die Kunden tendenziell mehr auf Qualität und Individualität bei den Feuerstätten achten. Auch eine handwerkliche Feuerstätte ist da nach wie vor oft gleich mit eingeplant. Allgemein sehen wir im Neubau einen Bedarf für leistungsgerechte Feuerstätten für diese effizienten Gebäude: Der Einsatz von Grundöfen oder Ofenmodellen mit Speichermasse ist hier als gut geeignet anzusehen. Auch Feuerstätten mit Wassertasche oder Pelletöfen mit breit modulierender Leistung sind aber interessante Ansätze für den Neubau.

    Alexander Root: Bei der aktuellen Kostenentwicklung gehen die Geldbörsen zu. Außerdem steht das Thema Gas-/Öl-Therme noch im Mittelpunkt, und das mindestens bis Ende des ersten Quartals 2024.

    Karl-Heinz Schräder: Die Investitionsbereitschaft der privaten Haushalte für handwerklich errichtete Feuerstätten zeigt sich aus meiner Perspektive aktuell recht zurückhaltend, unter anderem durch die politisch verursachte Verunsicherung.

    K&L-Magazin: Welche bremsenden, aber auch welche Anreiz schaffenden Faktoren bestimmen das private Investitionsklima im kommenden Jahr?

    Jens Hilt: Bremsend wirkt ganz eindeutig das neue GEG. Dieses hat zu einer starken Verunsicherung geführt. Was darf ich künftig noch für eine Heizung haben? Was muss ich austauschen/erneuern? Muss ich mein Haus dämmen oder sanieren? Dürfen Kamine überhaupt noch in der Zukunft betrieben werden? Wie teuer wird Strom, lohnt sich eine PV-Anlage für mich? Das sind die Fragen, die sich Häuslebauer und Besitzer stellen. Hier herrscht große Verunsicherung sowie Zurückhaltung, da niemand weiß, was auf ihn wirklich zukommt.

    Guido Eichel: Die Verabschiedung des GEG, die kommunale Wärmeplanung sowie die geplante neuerliche Änderung der BImSchV werden den wirtschaftlichen Rahmen für unsere gesamte Branche definieren. Die Einzelfeuerstätte wird vom Verbraucher geliebt und von manchen Politikern abgelehnt. In diesem Spannungsfeld gilt es auf Verbandsebene die richtigen Maßnahmen zu finden, die die Existenz der Branche sichert. Die Investitionsbereitschaft der Verbraucher war im Bereich der Einzelfeuerstätte immer stärker von Sondereinflüssen geprägt als von der allgemeinen Konjunkturentwicklung. Die volatilen Energiepreise, der Krieg in der Ukraine und die Frage der Versorgungssicherheit sind die wesentlichen Faktoren, die auch im kommenden Jahr das Investitionsklima in unserer Branche bestimmen werden.

    Günter Meurer: Nach wie vor gehört für viele Menschen in eine schöne Wohnung eine gemütliche Feuerstelle. Die Menschen sind bezüglich des Klimawandels und des Umweltschutzes sensibilisiert, und wir nehmen eine große Bereitschaft wahr, sich auf die gesetzlichen Bestimmungen einzulassen. Wir erleben nur selten Unverständnis und Verärgerung über die Novellierung der 1. BImSchV. Auch für das kommende Jahr wird sich dies meines Erachtens nicht ändern.

    Jürgen Böhm: Die größte Verunsicherung entstand durch das Hin und Her beim GEG, das ja in Kürze verabschiedet werden soll (Anm. d. Red.: Die Antworten von Herrn Böhm erreichten uns vor der Verabschiedung des GEG). Danach sollte dann jedem klar sein, dass die Holzfeuerstätte nicht nur weiterhin zulässig, sondern ein regenerativer und sinnvoller Anteil der Wärmeversorgung ist und dazu beiträgt, die gesteckten Klimaziele zu erreichen. Bei der Neubauförderung herrscht gerade maximale Verunsicherung, die einer dringenden Klarstellung seitens der Politik bedarf. Das Förderprogramm der KfW „Klimafreundlicher Neubau KFN“ schließt aktuell im Neubau den Einbau einer Festbrennstofffeuerstätte aus. Dies widerspricht nicht nur komplett dem Wunsch nach Versorgungssicherheit und Selbstbestimmung der Bewohner, sondern steht wohl spätestens nach Verabschiedung des GEG zur Diskussion. Naturgemäß setzt der Einbau einer Einzelraumfeuerstätte auch einen Schornstein voraus. Die veränderten Ableitbedingungen des §19 in der 1. BImSchV führten dazu, dass die nachträgliche Errichtung eines Schornsteins aufgrund der geforderten firstnahen Anordnung schwieriger geworden ist. Ideal, wenn schon im Neubau ein Schornstein vorgesehen ist – dann lässt sich die Feuerstätte auch später einfach nachrüsten. Verglichen mit dem Risiko einer teuren, einseitigen Abhängigkeit von einer Energieform allein, ist die vorausschauende Investition in einen Schornstein wirtschaftlich ratsam – das sehen auch zunehmend Planer und Bauherren so.

    Alexander Root: Diese Frage wird uns das anstehende Heizungsgesetz beantworten (Anm. d. Red.: Die Antworten von Herrn Root erreichten uns vor der Verabschiedung des GEG). Wünschenswert wäre eine Förderung für elektrostatische Abscheider für Einzelraumfeuerstätten.

    Karl-Heinz Schräder: Es braucht umweltfreundliche Heizlösungen sowie technologische Fortschritte, also Anreize für Investitionen in energieeffiziente und vielseitige Feuerstätten.

    K&L-Magazin: Mit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine und dem durch Sanktionen bedingten Notwendigkeit, Gas und Ölimporte aus Russland kurzfristig anderweitig zu beschaffen, wurde das Ofengeschäft vor dem letzten Winter vom Thema „Versorgungssicherheit“ ziemlich stark beeinflusst. Irgendwie ist Deutschland dann ja doch recht glimpflich durch den Winter gekommen, wenn man von teils exorbitant hohen Energiepreisen absieht. Ausfälle gab es jedenfalls nicht. Wie stark sind Entscheidungen zum Ofenkauf nach Ihrer Ansicht auch in nächster Zeit vom Aspekt Versorgungssicherheit bestimmt?

    Jens Hilt: Die Verunsicherung war riesig, was zum förmlichen Run auf Öfen geführt hat, doch wir sind eigentlich zu glimpflich durch die Sache durchgekommen. Gas und Strom sind nicht ausgefallen, die Gasspeicher angeblich wieder reichlich gefüllt, so hören auch wieder die Panikkäufe auf. Sicher ist bei vielen der Gedanke, dass der Ofen ja dann zusätzlich zur Wärmesicherheit im Hause beiträgt, ein beruhigendes Gefühl, aber keine alleinige Kaufentscheidung mehr.

    Guido Eichel: Die Versorgungssicherheit ist das große Thema. Das Thema „Blackout“ wird im Gegensatz zu früher heute immer wieder in den Zeitungen beschrieben und diskutiert. Die Sensibilität der Verbraucher wird hier unterschwellig permanent angesprochen und führt zwangsläufig zur Frage nach der Versorgungssicherheit. An dieser Stelle kann unsere Branche mit ihren Produkten die Ängste der Verbraucher minimieren. Wichtig ist jedoch, dass unsere Branche auch bauen darf. Die Wärmenetzplanung sollte nicht dazu führen, dass durch die Themen Anschluss- und Benutzungszwang über die Zukunft der Einzelfeuerstätte entschieden wird.

    Günter Meurer: Die Angst, kalt sitzen zu müssen, ist nicht erst seit der Ukrainekrise in vielen Köpfen verankert. Ich nehme bereits seit der Ölkrise in den 1970er/1980er-Jahren den Wunsch nach einer unabhängigen Wärmequelle bei vielen Menschen wahr. Dies ist ja durchaus berechtigt, zumal die Öl- und Gasversorgungen fragil sind, wie die Flutkatastrophe im Ahrtal gezeigt hat: Die einzige funktionierende Wärmequelle war der Holzofen.

    Jürgen Böhm: Die Kunden sind in Energiefragen verunsichert und deutlich kritischer geworden: Sie hinterfragen die einseitige Wärmeversorgung, vor allem leitungsgebundene Energiekonzepte, da sie sich nach der Abhängigkeit von Gas berechtigterweise nicht in eine Abhängigkeit von Strom begeben wollen. Eine multivalente Wärmeversorgung im Gebäude rückt bei den Bauherren nach den Turbulenzen im letzten Jahr wieder mehr und mehr in der Wunschliste nach oben. Am Häufigsten ist derzeit wohl die Kombination aus einer Wärmepumpe und einer Einzelraumfeuerstätte als Energiekonzept im Neubau gefragt. In jedem Falle lässt der Schornsteinzug alle Optionen offen. Die Einzelraumfeuerstätte verbessert zumeist sogar die Jahresarbeitszahl der Wärmepumpe, da sie gerade an kalten Wintertagen dafür sorgt, dass der elektrische Heizstab der Wärmepumpe deutlich seltener zum Einsatz kommt.

    Alexander Root: Wir glauben, es ging eher um den Preis, den wir als Verbraucher für Öl und Gas zahlen sollten. Diese Situation hat sich aber um 180 Grad gedreht. Eine Tonne Pellets oder ein Raummeter Scheitholz sind immer noch sehr teuer, wohingegen Gas sich wieder auf einem verträglichen Maß eingependelt hat. Dies hat natürlich eine Vollbremsung für den Ofensektor zur Folge, wenn die bestehenden Aufträge einmal abgearbeitet sind.

    Karl-Heinz Schräder: Die jüngsten geopolitischen Ereignisse wie der russische Überfall auf die Ukraine haben das Bewusstsein für Versorgungssicherheit gestärkt. Dies wird die Entscheidungen zu moderner Heiztechnik weiterhin beeinflussen, denn Haushalte suchen vermehrt nach Alternativen zu fossilen Energiequellen.

    K&L-Magazin: Ein Indiz für die Bedeutung der Versorgungssicherheit war zweifellos auch die zunehmende Entscheidung für Feuerstätten, die zugleich zur Speisezubereitung geeignet sind. Auch die Hersteller haben darauf mit einer spürbaren Ausweitung ihrer Produktpalette um Öfen mit Herdfunktion sowie mit Back- oder Warmhaltefächern reagiert. Wie ausgeprägt war dieser Nachfragetrend in Ihrem Unternehmen/Verband zu spüren und wird er auch künftig anhalten?

    Jens Hilt: Weniger ausgeprägt, da in unserem Betrieb keine Kaminöfen, Fertigöfen oder Herde verkauft und aufgestellt werden. Im handwerklichen Bereich war hier die Nachfrage zu solchen Öfen nicht gestiegen.

    Guido Eichel: Der Herd und der Kaminofen mit Zusatzfunktion haben in der Nachfrage im letzten Jahr zugenommen. Ob dieser Trend in Zukunft fortgeschrieben werden kann, hängt nicht zuletzt vom Gedächtnis und den Ängsten des Verbrauchers ab.

    Jürgen Böhm: Hierzu können wir nichts sagen, da wir keine Feuerstättenhersteller sind.

    Alexander Root: Regional ist ja das Thema in diesen Tagen. Und was könnte es Schöneres geben als solche Zutaten noch auf einem Holzherd oder Holzofen zuzubereiten. Es ist aber ein Boom, und der hat nun mal eine Halbwertszeit. Sicherlich ist diese noch nicht abgelaufen, aber sobald sich der Trend in der Gesellschaft ändert, ändert sich auch der Zulauf für solche „Gimmicks“.

    Karl-Heinz Schräder: Meiner Meinung nach suchen Kunden nach vielseitigen Lösungen, die Effizienz und praktischen Nutzen vereinen. Auch hier spielt die Förderlandschaft für Biomasse eine große Rolle.

    K&L-Magazin: Bis vor dem Russland-Ukraine-Krieg waren Gasfeuerstätten als komfortable und saubere Wärmespender ein erheblicher Umsatztreiber mit teils zweistelligen Steigerungsraten in jedem Jahr. Wie hat sich das Geschäft mit diesem Produktsegment seither verändert, was erwarten Sie hier für die Zukunft?

    Jens Hilt: Hersteller von Gaskaminen klagen hier über deutliche Rückgänge von über 30 Prozent. Bei uns persönlich im Betrieb überhaupt nicht, die Nachfrage nach Gaskaminen ist bei uns ungebrochen hoch. Hier sind völlig andere Entscheidungsgrundlagen als beim Holzofen gegeben. In unserem Betrieb sind Gaskamine vorrangig emotional und zur Gemütlichkeit gewünscht. Hier wird oft gesagt, dann kostet die Betriebsstunde halt etwas mehr, oder wenn es mal kein Gas gibt, dann brennt er halt mal eine Woche eben nicht – ist ja nicht vorrangig zum Heizen, sondern zum Erfreuen da. Somit läuft es bei uns eindeutig gegen den Trend weiter steigend.

    Guido Eichel: Der Nachfragerückgang war angesichts der politischen Lage zu erwarten. Sobald die Versorgungslage geklärt ist, wird das Produkt auch wieder seine Freunde finden. Gerade im gewerblichen Bereich oder in Ferienwohnungen überwiegt der Komfortgedanke. Hier gilt es einfach abzuwarten.

    Jürgen Böhm: Dieses Marktsegment hat nach unserem Ermessen im Neubau massiv nachgelassen. Ob langfristig alternative Gase bzw. Wasserstoff eine Alternative sein können, bleibt abzuwarten.

    Alexander Root: Das Geschäft mit Gasfeuerstätten liegt bei minus 60 Prozent und wird sich auch nicht von diesem Schlag erholen. Jedenfalls nicht, solange die politische Landschaft in Deutschland so bleibt, wie sie jetzt gerade ist.

    Karl-Heinz Schräder: Das Geschäft mit Gasfeuerstätten hat sich trotz der Energieunsicherheit und der politischen, öffentlich dargestellten Uneinigkeit der Ampelkoalition gesteigert. Die Zukunft dieses Produktsegments hängt von der Entwicklung alternativer Energiequellen, der Stabilität der Versorgungssituation, staatlicher Förderung und politischen Entscheidungen ab.

    K&L-Magazin: Was den Komfortaspekt (automatische Zündung, regulierbare Wärme, sauberer, normierter Brennstoff) betrifft, stehen Pelletöfen den Gasgeräten wenig nach. Wie sieht die Lage in diesem Produktsegment aus? Welche Prognose haben Sie dazu?

    Jens Hilt: Dazu kann ich tatsächlich aus eigener Erfahrung nichts sagen, da wir keine Pelletöfen anbieten. Von Innungskollegen ist aber eher zu hören, dass auch hier das Kaufverhalten eher zurückhaltender geworden ist.

    Guido Eichel: Die Stimmung im Pelletmarkt wird stark beeinflusst durch die Tendenz der Politik, Kohlekraftwerke umzustellen auf Pelletkraftwerke; bisher gibt es in Europa vier Pelletkraftwerke. 2.500 Tonnen Pellets werden pro Tag pro Kraftwerk benötigt. Holzimporte sowie ein neu entstehender Rohstoffwettbewerb zwischen Kraftwerksbetreibern und Privathaushalten führen mittelfristig auf politischer Ebene zu ungerechtfertigten Benachteiligungen der Pellet-Einzelfeuerstätte.

    Günter Meurer: Die Nachfrage nach Gaskaminen und -öfen ist im vergangenen Jahr zurückgegangen, ist aber inzwischen wieder angestiegen. Während Gaskamine optische und akustische Eigenschaften eines „echten“ Feuers haben, dominieren bei Pelletöfen die Geräuschkulisse und das Flammenbild. Aber zukünftig wird die Entwicklung auch in Bezug auf die Pelletofentechnik weiter gehen. Wir können froh sein, dass die Menschen im Hinblick auf eine saubere Verbrennung sensibilisiert sind und wir technische Lösungen, wie zum Beispiel die elektronischen Abbrandsteuerungen, anbieten können.

    Jürgen Böhm: Eine besondere Zunahme bei Schornsteinsystemen für Pellet-Einzelraumfeuerstätten können wir im Neubau bislang nicht feststellen. Aktuell hält der Trend zur unabhängigen und stromfreien Scheitholzfeuerstätte an. Gerade für kleinere Wohneinheiten dürfte sich die Pellet-Einzelraumfeuerstätte aber als interessante Option anbieten.

    Alexander Root: Für uns sind Pelletöfen sehr interessant, aber nun einmal nicht im Trend. Warum? Das wissen wir auch nicht, aber toll finden wir die Geräte aus technischer Sicht allemal.

    Karl-Heinz Schräder: Pelletöfen haben im Komfortaspekt durchaus mit Gasgeräten mithalten können, was automatische Zündung, regulierbare Wärme und sauberen Brennstoff betrifft. Dieses Produktsegment ist wie die gesamte Biomasseverbrennung von den politischen Entscheidungen abhängig. Das ist sehr schade, da Kunden vermehrt umweltfreundliche und praktische Heizlösungen suchen.

    K&L-Magazin: Wie stark bestimmen Umweltfragen wie Emissionsschutz, aber auch nachhaltige Waldbewirtschaftung das Käuferinteresse für Öfen? Herrscht hier große Verunsicherung durch politische oder medial aufgepushte Debatten? Wie könnte man die Aufklärung dazu weiter verbessern?

    Jens Hilt: Sehr stark! Das Beratungsthema ist enorm gestiegen. Durch gezielte Beratung und sachliche Aufklärung kann hier viel erreicht werden. Themen sind der Ofenführerschein, elektronische Abbrandsteuerungen, richtige Holzlagerung und Einkauf, aber auch Filter im Ofen oder Abscheider im Schornstein gehören zur Beratung eines ökologischen und umweltbewussteren Umgangs mit Feuerstellen dazu und sollten erklärt oder empfohlen werden.

    Guido Eichel: Nur eine faktenbasierte Aufklärung der Verbraucher und Politiker kann die richtige Strategie der Zukunft sein. Polemik oder Emotionen helfen hier weniger. Die Internetseite „#ofenzukunft.de“, ein Projekt des GVOB, gibt hier zum Beispiel die richtigen Antworten.

    Günter Meurer: Das Verständnis der Kunden für diese Themen ist groß, trotzdem steht der emotionale Aspekt bei den Kunden immer noch im Vordergrund. Wir als Ofenbauer können ausgereifte Technik anbieten, die dem Emissionsschutz gerecht wird und trotzdem die Wünsche der Kunden nach Gemütlichkeit und Wärme erfüllen – und gerade das ist ja das Schöne an unserem Beruf.

    Jürgen Böhm: Das Thema gewinnt zusehends an Bedeutung. Es gilt sich hier nichts vorzumachen: Das Thema Emissionen muss angegangen werden, ein Schönreden hilft nicht. Es gibt Mittel und Möglichkeiten, das Heizen mit festen Brennstoffen umweltfreundlicher zu gestalten. Es gilt, diese in die Praxis umzusetzen und den Kunden aktiv anzubieten. Unser Appell an die Politik ist, solche Maßnahmen nicht nur zu fordern, sondern Planungssicherheit hierfür zu geben. Eine Förderung emissionsarmer oder emissionssenkender Technologien wäre an dieser Stelle eine sinnvolle Maßnahme. So haben wir uns bei Erlus beispielsweise entschieden, all unsere Schornsteinsysteme mit einer Vorbereitung für einen Feinstaubabscheider anzubieten, dem auch gleich ein Gutschein für einen Ofenführerschein beiliegt. Der Ofenführerschein ist eine Entwicklung, die eine der größten Stellschrauben bei den Emissionen von handbeschickten Einzelraumfeuerstätten betrifft: den Benutzereinfluss bei einer Feuerstätte. Nicht nur die Emissionen lassen sich durch korrekte Wahl und Lagerung des Brennstoffs sowie korrekte Auflagemenge und Bedienung der Feuerstätte deutlich reduzieren, sondern auch die benötigte Brennstoffmenge und somit die Kosten fürs Heizen lassen sich damit günstig beeinflussen. Dazu gibt es inzwischen sogar Online-Schulungskonzepte, die der Kunde gerne in Anspruch nimmt: Heizkosten sparen und Emissionen senken ist eine Win-Win-Situation für alle.

    Alexander Root: Der Verbraucher ist leider nicht aufgeklärt. Er kennt die technischen Möglichkeiten nicht, weder in der Waldbewirtschaftung noch im Emissionsschutz. Daher muss er sich auf seine Führung verlassen, nämlich die Politik. Wenn das durch politische oder medial hochgepushte Debatten befeuert wird, geht Vertrauen verloren. Hier muss die Politik durch authentisches Verhalten, Integrität, Verlässlichkeit und Ehrlichkeit Vertrauen zurückgewinnen und aufbauen. Dann hätten wir auch nicht dieses Thema.

    Karl-Heinz Schräder: Umweltfragen spielen eine entscheidende Rolle im Käuferinteresse für Öfen. Kunden sind zunehmend sensibilisiert für Emissionsschutz und nachhaltige Ressourcennutzung. Politische, mediale Debatten und das bewusste „Weglassen“ einiger Interessenverbände auf dem Wärmemarkt rufen immer noch Verunsicherung hervor. Daher ist es wichtig, transparente Informationen über die Umweltbilanz, den Stand der Technik und das Vorhandensein der Sekundärmaßnahmen zur Feinstaubminderung bereitzustellen; auch um Missverständnisse zu vermeiden und Aufklärung zu fördern. Wir haben sehr gute Produkte zur Minimierung der Emissionen – das muss einfach mehr Einzug in die Beratungsgespräche finden.

    K&L-Magazin: Wir bedanken uns für Ihre interessanten und differenzierten Einschätzungen.

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